Virtuelle Ausstellung konzipiert durch Victoria G. D. Landau, BA
Nubien 1900: die Uferregion entlang dem Nil, vom ersten bis zum sechsten Katarakt, ist gespickt mit Tempeln und Bauwerken der antiken ägyptischen und nubischen Kultur. Von März bis Mai unternehmen die Ägyptologen Georg Steindorff (Leipzig), Heinrich Schäfer (Berlin) und Ludwig Borchardt (Kairo) eine Expedition in diese Region, um die antiken Stätten und Grenzfestungen bis zum zweiten Nilkatarakt zu erforschen, Daten zu erfassen und den Stand der Forschung zu erneuern. Mit dabei sind Freiherr Curt von Grünau, Attaché am deutschen kaiserlichen Generalkonsulat (Kairo), sowie Hermann Thiersch, ein junger Klassischer Archäologe aus München.
Seitdem wurde aufgrund der Errichtung der Assuan-Staudämme (10. Dezember 1902 & 21. Juli 1970) ein Grossteil der untersuchten Stätten umgesiedelt, oder befindet sich heute unter der Oberfläche des Nassersees. Die Reisetagebücher der Expeditionsteilnehmer Thiersch, Schäfer und Steindorff, sowie Skizzen und Photographien der ganzen Gruppe vermitteln uns einen Eindruck dieser im Wasser verschwundenen Region. Im März 2021 veröffentlichte Prof. Dr. Sabine Huebner, Fachbereichsleitung der Alten Geschichte, die komplette Erstedition des Tagebuchs von Hermann Thiersch, mit einer Auswahl der Fotoaufnahmen und Skizzen der Expedition – diese werden hier als Begleitausstellung zur Basler Tagebuchedition digital ausgestellt. Die Ausstellung führt den Besucher mit der Nubienexpedition den Nil hinauf und wieder hinunter, von Assuan bis zu den Festungen Semna und Kumma im Süden, und zurück über Luxor nach Kairo.
© Die hier virtuell ausgestellten Photographien und Skizzen, die während der Expedition angefertigt wurden, stammen aus der Bayerischen Staatsbibliothek, dem Oriental Institute in Chicago und dem Schweizerischen Institut für Ägyptische Bauforschung und Altertumskunde in Kairo. Wir bedanken uns herzlich bei allen Institutionen für ihre Unterstützung.
Hier reisen Sie den Nil hinauf:
Zur Publikation
Die Tagebuch-Edition erschien im März 2021 in der neuen Sonderschriftenreihe des Schweizerischen Instituts für Ägyptische Bauforschung und Altertumskunde in Kairo.
Sabine R. Huebner (Hg.), Reise in eine versunkene Welt: Eine Nubienexpedition im Frühjahr 1900, Schweizerisches Institut für Ägyptische Bauforschung und Altertumskunde in Kairo, Sonderschriften Band 2, Gladbeck 2021.
Mit Unterstützung von Antje Berendes, Timo Bertschin, Laura Citaku, Livia Geiser, Eleonora Kacl, Steven Lampert, Victoria Landau, David Mache, Chiara Monaco, Noëmi Preisig, Melina Schellenberg, Sarah Siegenthaler, Thomas Rehmer.
Im Frühjahr 1900 unternahm eine Gruppe deutscher Wissenschaftler eine Expedition in das Gebiet zwischen dem ersten und zweiten Nilkatarakt im heutigen Sudan. Der 26-jährige klassische Archäologe Hermann Thiersch (1874–1939), späterer Ordinarius und Rektor der Universität Göttingen, war mit von der Partie und hielt in einem Reisetagebuch und zahlreichen Skizzen seine Eindrücke dieser Nubienexpedition fest. Mit den beteiligten Ägyptologen studierte er die archäologischen Hinterlassenschaften der Grenzfestungen des alten Ägyptens, noch grösseres Augenmerk widmete er aber den Gefahren und Beschwerlichkeiten der abenteuerlichen Reise, dem Alltagsleben der nubischen Bevölkerung und der Kulturgeschichte dieser jahrtausendealten Grenzregion zwischen Ägypten und Zentralafrika, die heute unwiederbringlich in den Fluten des Nasserstausees versunken ist.