Bonn, Deutschland
Organizer:
UFG der Universität Basel, Universität Bonn
Coining Values. Bronze between money and scrap in late Roman and early medieval Europe
Buntmetallfragmente aus archäologischen Befunden des römischen Nordwesten und des benachbarten Barbaricum fristen ein wenig umstrittenes Dasein: Beliebt für die chronologische, teils auch soziokulturelle Einordnung der Plätze werden sie bis in die Spätantike zumeist als Schrott und Recyclingmaterial interpretiert. In dieser Zeit jedoch vollzieht sich im Münzwesen ein massiver Wandel. Bronzemünzen werden immer stärker entwertet, um dann in der ersten Hälfte des 5. Jahrhunderts aus dem Monetarsystem zu verschwinden. Dieser Wandel findet nun einen ebenso facettenreichen wie rätselhaften Niederschlag im archäologischen Befund. Gemeinsam betrachtet, eröffnen die archäologisch fassbaren Praktiken um Münzen und «Schrott» eine Vielzahl an Fragen zu möglichen Wertbedeutungen und deren Wandel:
Gelegentlich kann der Versuch beobachtet werden, Bronzemünzen einzuschmelzen – sie dem Recycling zuzuführen. Eine Auf- oder eine Abwertung? Auf gewissen Ausgrabungen lässt sich wiederum nahezu ein Teppich aus verstreuten Fundmünzen im Boden kartieren. Verluste oder entsorgter Abfall? Demgegenüber stehen die jüngsten, die theodosianischen Bronzemünzhorte: Wertverstecke oder unbrauchbar gewordenes Altmetall? Gleichzeitig stellt sich die Frage, ob die für das bekannte (Hack-)Silber weiträumig beobachtete Praxis des Fragmentierens nach Gewichtseinheiten im 5. Jahrhundert auch für Bronze eine Rolle spielen mag – und wenn ja: Wofür und in welcher regionalen, zeitlichen und mengenmässigen Ausdehnung? Wurde Hackbronze gelegentlich – oder gar regelhaft – als paramonetärer Wertträger im Sinn von «Kleinstbarren» verwendet?
“What’s aught but as ‘tis valued?” (W. Shakespeare): Die Tagung bietet die Gelegenenheit zu prüfen und zu diskutieren, wie und ob sich von der Spätantike zum beginnenden Frühmittelalter eine solche Veränderung in der Praxis im Umgang mit Münzen und Buntmetallartefakten rekonstruieren lässt, die Rückschlüsse auf den Stellenwert von Bronze innerhalb der materiellen Kultur erlaubt. Dadurch soll letztendlich nicht nur eine Annäherung an das tatsächliche Ausmass der Monetarisierung, sondern auch an bislang kaum erforschte materielle – und immaterielle – Wert(-Bedeutungen) im Umgang mit dem Material selbst, aber auch den daraus hergestellten Artefakten erfolgen.
Die Fachtagung bietet Raum für ein internationales Forum an der Schnittstelle von Provinzialrömischer und frühgeschichtlicher Archäologie sowie Numismatik. Zur Sprache kommen sollen dabei gleichsam die Münzen aus Buntmetall im archäologischen Befund, ihre Laufzeit und Arten von Wiederverwendung, Phänomene um Fälschungen und lokale Nachprägungen, wie auch die Praktiken im Umgang mit Buntmetallartefakten: Herkunft und Produktion, Transport und Handel, aber besonders auch Fragmentierung und Wiederverwendung sowie Deponierung und Verlust. Überregionale Trends sollen ebenso wie kleinräumige Besonderheiten zur Sprache kommen. Der räumliche Schwerpunkt soll auf den römischen Nordwestprovinzen inkl. Britannien liegen sowie den im Norden und Osten angrenzenden – aber auch weiter entfernten – Regionen des europäischen Barbaricum.
Mit: Peter Bray, Aleksander Bursche, Fraser Hunter, Fleur Kemmers, Holger Komnick, Kirill Myzgin, Markus Peter, Rahel Otte, Thomas Schierl, Ellen Swift, Marcus Zagermann, Anna Zapolska
Teilnehmende sind gebeten, sich spätestens eine Woche vor Beginn über sekretariat.vfgarch@clutteruni-bonn.de anzumelden. Es gibt nur eine beschränkte Anzahl Plätze.
Organisation: Jan Bemmann, Bonn/Anna Flückiger, Basel
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