Rosshofgass (Schnitz), Seminarraum S01
Organizer:
IPNA/UFG/PRA
Die beiden frühmittelalterlichen Gräberfelder von Bülach und Dielsdorf weisen einen hohen Anteil an nachträglich wiedergeöffneten Bestattungen auf. Damit fügen sie sich in ein europaweit auftretendes Phänomen ein, das erst seit wenigen Jahren vertiefter unter die Lupe genommen wird: während Jahrzehnten war die Forschung davon ausgegangen, dass herumziehende Räuberbanden auf der Suche nach wertvollen Beigaben die Gräber durchwühlt hätten. Eine Analyse der verbliebenen menschlichen Reste und der Beigaben zeigt nun jedoch ein differenzierteres Bild und gibt Hinweise auf die Akteure der Graböffnungen. Die hervorragende Befunddokumentation der Altgrabung Bülach (1918-27) und der Befund der Grabung Dielsdorf (2010-11), die beide 2025 erstmals vorgelegt wurden, erlauben einen neuen Blick auf den Grabbau, insbesondere auf die für zeitgenössische Bestattungen kaum je dokumentierten obertägigen Kennzeichnungen. Diese Grabmarkierungen bekommen im Zusammenhang mit den Graböffnungen eine besondere Relevanz: wurden sichtbare Bestattungen eher geöffnet? Gibt es eine Korrelation zwischen aufwändig gestaltetem Grabbau, Beigaben und Graböffnungen? Wie wird dem vermeintlichen Widerspruch begegnet, etwas Entnommenes (und somit im archäologischen Befund scheinbar nicht mehr Vorhandenes) identifizieren zu wollen? Zuletzt werden zwei Kreisgrabenbestattungen vorgestellt – die eine aus Dielsdorf, die andere aus dem 230 km entfernten Lauchheim – welche sich auf den ersten Blick überraschend ähnlich sind, die aber beim näheren Hinsehen fundmentale Unterschiede aufweisen. Diese GegenüberstellunggibtHinweise auf die überregionale Vernetzung und die gleichzeitige lokale Verwurzelung einer gesellschaftlichen Elite.
Gäste sind herzlich willkommen!
Für Studierende besteht die Möglichkeit, für das Forschungskolloquium (LV 75979-01) einen Kreditpunkt zu erwerben.
Für Detailinformationen wenden Sie sich bitte an Claudia Gerling (claudia.gerling@unibas.ch).
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