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Historischer Klimawandel

Dimai

Klimaveränderungen haben in der spätantiken römischen Provinz Ägypten zu Auswanderung und zum Niedergang von Siedlungen geführt. Die Althistorikerin Sabine Huebner von der Universität Basel hat die Bevölkerungs- entwicklung mit Klimadaten verglichen.

Das oasenartige Fayum-Gebiet in Ägypten, 100 km südwestlich von Kairo, gilt heute als Gemüsegarten Kairos. Auch für das römi- sche Reich war es eine Kornkammer, zumin- dest bis zum 3. Jahrhundert n. Chr... Damals habe es nämlich im Römischen Reich einen Klimawandel gegeben, so Althistorikerin Sa- bine Huebner.

Ausbleibender Monsunregen führte zu Auswanderung

Die Professorin für Alte Geschichte von der Universität Basel forscht zu antikem Klima- wandel und Klimaanpassung. In ihrem aktuel- len Forschungsprojekt vergleicht sie Papyri und archäologische Funde mit Klimadaten. Ihr Ergebnis: In der spätantiken römischen Provinz Ägypten hat ausbleibender Monsun- regen in den Quellregionen des Nils zu Aus- wanderungen und zum Niedergang von Sied- lungen geführt.

Wobei die Aufgabe einer Siedlung die Ultima Ratio war. Davor wurden bessere Kanäle ge- baut und versucht, die Landwirtschaft an die Trockenheit anzupassen. «Wo früher Weizen angebaut wurde, wurde später Wein angebaut. Als es zu trocken für Wein war, wurde auf Schafhaltung umgestellt», so Huebner.

Steuererleichterung wegen Klimawandel

Die Landwirte wendeten sich auch an die Politik. Auf Papyri stehe, dass bei den römi- schen Behörden nach Steuererleichterungen gefragt wurde, so Huebner. «Es ist ja ganz offensichtlich, dass man nicht mehr Steuern in gleicher Höhe zahlen kann, wenn man nicht

mehr so viel auf den Feldern produzieren kann», sagt sie. Trotz solcher und weiterer Anpassungsstrategien wurden rund ein Dut- zend Siedlungen mit ursprünglich jeweils mehreren tausend Bewohnern im Fayum-Ge- biet letztlich aufgegeben.

«Damals war der Klimawandel nicht vom Menschen verursacht»

Der heutige Klimawandel lasse sich nicht mit der Situation im römischen Reich verglei- chen. Auf Nilfluten sei man nicht mehr ange- wiesen, weil Stauseen den Nil regulieren. Da- für gebe es jetzt internationale Konflikte um Wasser, Äthiopien baut derzeit den größten Stausee Afrikas. «Natürliche Klimaschwan- kungen gab es schon immer und sich an den Klimawandel anzupassen, ist nichts Neues», sagt Sabine Huebner, «jedoch war damals der Klimawandel nicht von Menschen verur- sacht.»