24 Nov 2025 - 25 Nov 2025

Hotel Odelya, Missionsstrasse 21, 4055 Basel

Veranstalter:
Dr. Ana Zora Maspoli (Provinzialrömische Archäologie) und Cheyenne Pevereli (Klassische Archäologie)

Kongress / Tagung / Symposium

Die Macht der Handlungen. Soziale Praktiken als Schlüssel zum Verständnis der Vergangenheit // The Power of Actions. Exploring the Past through Social Practices

Internationale Graduiertentagung im Rahmen des Doktoratsprogramms des Departements Altertumswissenschaften der Universität Basel - Teilnahme für Externe per Zoom möglich

Begriffe wie «Kultur», «Gesellschaft» oder «Periode» sind fest im Vokabular der Altertumswissenschaften verankert, lassen sich heute jedoch kaum noch wissenschaftlich wertfrei verwenden. Auf der Suche nach neuen Ansätzen setzt die diesjährige Graduiertentagung soziale Praktiken als innovative Analyseebene in den Mittelpunkt. Im Zentrum stehen nicht länger die Quellen der Antike selbst – Inschriften, Texte, Sprache, Funde oder Kontexte –, sondern die Praktiken, aus denen diese hervorgehen. Wer («Gesellschaft») und was («Kultur») in diesen Praktiken involviert ist, tritt in den Hintergrund. Der innovative Fokus richtet sich stattdessen auf das gesamte Spektrum menschlichen Handelns – einschliesslich unbeabsichtigter Handlungen.
Ein archäologischer Fundkontext wird so nicht mehr als passive Hinterlassenschaft verstanden, sondern als Produkt einer Kette von Handlungen und Naturereignissen. Antike Objekte wurden hergestellt, genutzt, umfunktioniert und schliesslich entsorgt – im Rahmen sozialer Praktiken. Ebenso lassen sich Texte, Graffiti oder Inschriften als Ausdruck lebendiger sozialer Praktiken untersuchen: etwa Gesetzestexte, die direkten Einfluss auf menschliches Handeln hatten, oder Grabinschriften, die zur Erinnerung mahnten.
Der praxeologische Zugang eröffnet neue Perspektiven auf die Vergangenheit. So wirft beispielsweise die Praxis der «Entsorgung» grundlegende Fragen auf – sei es im Fall einer nicht tradierten Textstelle oder der Beseitigung alltäglichen Abfalls wie Keramikfunden: Handelt es sich dabei um reflektiertes Handeln, halb ritualisierte Routinen, individuelle Entscheidungen – oder möglicherweise Missverständnisse und Zufälle?
Die Stärke dieses Ansatzes liegt in der Analyse alltäglicher Handlungen auf Mikroebene. Dabei werden verschiedene Erhaltungsbedingungen der Quellen, unterschiedliche Forschungsstände und damit zusammenhängende Quellenlagen mit reflektiert, was neue Perspektiven auf die Komplexität antiker Lebenswelten eröffnet. Im Rahmen der Tagung lassen sich unterschiedliche Quellengattungen ohne Rückgriff auf pauschalisierende Konzepte wie «Kultur» oder «Gesellschaft» gemeinsam analytisch betrachten.

Mögliche Themenbereiche zur Untersuchung der sozialen Praktiken:
- Entsorgung
- Umfunktionierung
- Ritualisierung
- u. v. m.

Ausgewählte Literatur:
Th. R. Schatzki, Introduction: practice theory. In: Th. R. Schatzki / K. Knorr Cetina /
E. v. Savigny (Hrsg.), The Practice Turn in Contemporary Theory (London 2001) 1–14.
doi: https://doi.org/10.4324/9780203977453
A. Veling, Archäologie der Praktiken. Germania 97, 2020, 131-170.

Teilnahme: Anmeldungen bis 30.06.2025 an ana.maspoli@clutterunibas.ch


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