Papyrologie

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Die Papyrologie befasst sich mit den hunderttausenden überlieferten antiken Papyri; allerdings werden auch die inhaltlich verwandten Ostraka (Tonscherben) sowie teilweise auch Holz- und Wachstafeln dieser Wissenschaft zugerechnet. Die althistorische Papyrologie fokussiert sich aus disziplinären Gründen in der Regel auf griechischsprachige sowie die wenigen lateinischsprachigen Papyri. Zeitlich setzt sie daher mit der Eroberung Ägyptens durch Alexander den Grossen ein (332 v. Chr.) und zieht sich über die griechisch-makedonisch geprägte Ptolemäerzeit (332–30 v. Chr.) sowie die römische Zeit (30 v. Chr.–642 n. Chr.) bis zur arabischen Eroberung Ägyptens (642 n. Chr.) – und sogar noch darüber hinaus, denn noch in der frühislamischen Zeit wurden viele Dokumente auf Griechisch abgefasst. So zeigen uns die Papyri auch stets Gesellschaften zwischen Wandel und Kontinuität. Durch Kooperationen mit den benachbarten Disziplinen – vor allem der Ägyptologie, Altorientalistik oder Arabistik – können heute immer mehr auch demotische, koptische, persische oder arabische Papyri in die eigenen Forschungen miteinbezogen werden. Jede dieser Sprachen eröffnet somit auch AlthistorikerInnen immer neue Horizonte.

Die Arbeit mit papyrologischen Quellen hat zwei Seiten: die Edition und die historische Auswertung. Papyri zu edieren bedeutet, die vielfach beschädigten und meist in ungewohnter Handschrift verfassten Texte überhaupt lesen, transkribieren und übersetzen zu können, um sie dann mittels der Bündelung zu sogenannten Editionen der wissenschaftlichen Community zugänglich zu machen. Die im Zuge dieser Arbeit erlangten spezifischen Kenntnisse ermöglichen es PapyrologInnen, den Wert dieser speziellen Quellengattung angemessen zu beurteilen und bei der historischen Auswertung zu berücksichtigen. Diese historische Auswertung ist oft regelrechte Detektivarbeit: Hintergrundwissen, aber auch Einfühlungsvermögen sind nötig, um den Kontext eines bestimmten Schriftstückes und die Rolle der Akteurinnen und Akteure angemessen zu beurteilen. Stück für Stück entsteht so ein Fenster in die antike Welt.

Lektüre zur Einführung in die Papyrologie:
Rupprecht, Hans-Albert: Kleine Einführung in die Papyruskunde, Darmstadt 22005.
Bagnall, Roger S. (Hg.), The Oxford Handbook of Papyrology, Oxford 2009.

Speziell zur historischen Auswertung:
Bagnall, Roger S.: Reading Papyri, Writing Ancient History, London/New York 1995.