Miriam Hauser
Die Bronzezeitliche Siedlung von Riehen-Haselrain
Der Schwerpunkt bronzezeitlicher Siedlungsarchäologie lag lange Jahre auf den Seeufersiedlungen der Früh- und Spätbronzezeit, die mit ihrer ausgezeichneten Erhaltung organischer Materialien einen ergiebigen Erkenntnisgewinn boten. Über die Landsiedlungen der Mittel- und beginnenden Spätbronzezeit (1550-1200 v. Chr.) war hingegen so wenig bekannt, dass dieser Zeitabschnitt sogar als «dark age» bezeichnet wurde.
Durch die intensiven Bautätigkeiten der vergangenen Jahre kamen nun vermehrt Fundstellen zu Tage, die diese Forschungslücke füllen. Mit Gränichen-Lochgasse (AG)1 und Kehrsatz-Breitenacher (BE)2 laufen aktuell zwei wichtige Auswertungsprojekte. Sie zeigen, dass mittelbronzezeitliche Landsiedlungen Innovationstreiber im Bereich der Siedlungsorganisation, der landwirtschaftlichen und handwerklichen Technologien und des überregionalen Austauschs waren. Inwiefern diese Transformationsprozesse wirtschaftliche, gesellschaftliche oder klimatische Auslöser haben, ist bisher jedoch ungeklärt. Ebenso wenig ist über die rituellen Praktiken innerhalb der Siedlungen bekannt, die uns womöglich mehr über das gesellschaftliche Gefüge in der Bronzezeit verraten könnten.
Im Kanton Basel-Stadt war die Bronzezeit bisher nur punktuell durch Strukturen (Gruben, Gräber) oder Einzelfunde belegt.3 Mit Riehen-Haselrain ist erstmals auch hier eine mittelbronzezeitliche Siedlung grossflächig ausgegraben und naturwissenschaftlich beprobt. Mit insgesamt rund 800 archäologischen Strukturen und mehr als 42 000 Fundobjekten ist die Fundstelle damit von hoher wissenschaftlicher Relevanz für die Schweizer Bronzezeitforschung.