Nicht nur in römischer Zeit zählte das antike Kleinasien zu den bedeutendsten und vielfältigsten Kulturräumen. Zehntausende von epigraphischen, numismatischen, archäologischen und weiteren Zeugnissen informieren uns über städtische und rurale Mikrokosmen und deren Vernetzung untereinander. Ein Charakteristikum vieler Forschungssynthesen zum griechisch-römischen Kleinasien ist ihr Abschluss bzw. Bruch der historischen Darstellung mit dem Ende des 3. Jh. n. Chr. Mit der Gründung Konstantinopels 323 beginnt ein Zeitraum, der allzu häufig nicht mehr von althistorischen, sondern von byzantinistischen Arbeiten abgedeckt wird.
Doch was geschieht eigentlich im Zeitraum zwischen 200-400 n. Chr. und wodurch war der vorgeschlagene Bruch eigentlich gekennzeichnet und gibt es hier verschiedene, regionale oder zeitlich verschobene Entwicklungen, die sich identifizieren lassen?
Im Rahmen dieser Dissertation soll ein Vergleich zweier kleinerer, sehr unterschiedlicher Untersuchungsgegenstände, der Regionen Ionen und Pisidien vorgenommen werden. Diese Regionen unterscheiden sich hinsichtlich ihrer Vorgeschichte, aber auch in ihrer geographisch-ökologischen, urbanistischen und wirtschaftlichen Lage markant voneinander.
Und unter den Untersuchungsgegenständen wird ein besonderer Fokus auf die Geldgeschichte Kleinasiens gelegt werden, die sich besonders anbietet, da es im späten 3. Jh. n. Chr. sowohl auf lokaler als auch überregionaler Ebene zu bedeutenden Umwälzungen kam. Sie sollen im Rahmen neuerer Erkenntnisse und auch unter Berücksichtigung der bislang noch wenig erforschten geldtechnischen Entwicklung Kleinasiens nach dem Ende lokaler Prägungen bis spätestens 275 betrachtet werden.
Auf diese Weise soll es möglich sein, Treiber von Veränderungen, aber auch von Persistenz identifizieren zu können und dadurch zu einem breiteren Verständnis nicht nur der Geschichte Kleinasiens, sondern auch der römischen Welt in einer kritischen Phase der Veränderung beizutragen. Das geschichtswissenschaftliche Verständnis der Zeit zwischen 200-400 n. Chr., für die grosse literarische Quellen eher rar sind, kann, so ist es meine Überzeugung, durch Regionalstudien, die die verschiedenen Mosaiksteinchen zusammentragen und Licht auf bisher wenig(er) beachtete Aspekte und Räume werfen, weitergeführt werden.
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