Jakob Zeller
Narrativität und Landschaft in den Werken des Petrus Martyr Anglerius (1457-1526)
Petrus Martyr, ein italienischer Humanist in spanischen Diensten, hinterliess ein umfangreiches Werk, vornehmlich – aber nicht ausschliesslich – in Briefform. Sein Hauptwerk mit dem Titel De Orbe Novo Decades Octo – Acht Dekaden über die Neue Welt, enthält ebenso Landschaftsbeschreibungen, wie auch seine anderen Prosaschriften, das Opus Epistolarum (Korrespondenz im Umfang von 813 Briefen) und die Legatio Babylonica (Bericht seiner Reise nach Ägypten im Jahr 1501). Schöne Landschaften finden sich interessanterweise meistens in der unmittelbaren Umgebung von Städten. Der klassische Topos des locus amoenus (der liebliche Ort) kommt hier zum Tragen, manchmal in abgewandelter Form. Neben diesen Beschreibungen, die den Fluss der Erzählung unterbrechen, finden sich aber auch Landschaften, die im Hintergrund einer dynamischen Bewegung durch sie hindurch stehen. Die Landschaft steht dann nicht im Zentrum einer Erzählung, sondern bildet gewissermassen ihren Rahmen. Ziel meiner Untersuchung ist es nicht nur, jene eher statischen, beschreibenden Textstellen unter die Lupe zu nehmen, sondern den Fokus auch auf die dynamischen, erzählenden Textabschnitte zu legen. Dabei steht nicht nur die Frage im Mittelpunkt, wie die Landschaften in der Literatur wahrgenommen und dargestellt wurden und welchem Wandel sie im Laufe der Zeit unterworfen waren, sondern auch, auf welche literarischen Vorbilder der Gelehrte Petrus Martyr jeweils angespielt hat.
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