24 Nov 2014 - 25 Nov 2014
09:30  - 17:45

Bildungszentrum 21, Missionsstrasse 21, 4055 Basel

Veranstalter:
PD Dr. Matthias Grawehr Sommerer (Fachbereich Klassische Archäologie) und Dr. Cédric Scheidegger-Lämmle (Fachbereich Latinistik)

Veranstaltungen, Kongress / Tagung / Symposium

Norm und Sonderfall. Kulturelle Phänomene des Altertums zwischen Regularität, Distinktion und Devianz

Internationale Graduiertentagung im Rahmen des Doktoratsprogramms des Departements Altertumswissenschaften der Universität Basel

Graduiertentagung_2014

Es ist ein anthropologisches Grundbedürfnis, natürliche und kulturelle Phänomene nach Relationen der Ähnlichkeit und der Verschiedenheit zu ordnen. Dabei werden Normen definiert, denen ein Phänomen entspricht oder von denen es abweicht. Solche Normsetzungen können zunächst deskriptive Funktion haben, indem sie das gehäufte Vorkommnis eines Sachverhalts als normal beschreiben. Sie können aber auch eine präskriptive Funktion ausüben, wenn festgelegt wird, was als ‚normal’ oder erstrebenswert gelten darf. Innerhalb jeder Gruppe, Gesellschaft oder Kultur werden Normen fortwährend neu ausgehandelt und diskutiert, sie werden eingeübt, verstetigt und durchgesetzt, kritisiert, negiert oder unterlaufen. Als stillschweigend vorausgesetzte oder ausdrücklich formulierte Regulative stiften sie Orientierung und leiten den Menschen in seinem Handeln an. Dabei impliziert die Setzung der Norm stets auch Abweichungen und Sonderfälle, ohne die sie begrifflich nicht triftig sein kann: Erst in der gegenseitigen Bedingtheit von Normsetzung und Sonderfall und in den Diskursen der Rechtfertigung und Kritik, die diese begleiten, gewinnt der Begriff an Kontur.

Die diesjährige Tagung des Doktoratsprogramms der Basler Altertumswissenschaften fragt nach der Bedeutung der Strukturbeziehung von Norm und Sonderfall für die Kulturen des Altertums und deren wissenschaftliche Erforschung. Damit nähert sie sich einer Reihe von Fragen an, die derzeit in den unterschiedlichsten Teilbereichen der altertumswissenschaftlichen Forschung präsent sind wie die Diskussion über Leitbilder, über Welten jenseits der Norm, über Verschiebungen im Wertgefüge vergangener Gesellschaften – etwa am Beginn der Klassik, am Ende der römischen Republik oder im Aufstieg des Christentums – sowie die ästhetische Umsetzung solcher Phänomene. Im interdisziplinären Gespräch sollen solche Forschungsbemühungen mit Blick auf die Dichotomie von Norm und Sonderfall aufgegriffen und kritisch diskutiert werden. Nicht zuletzt soll die Frage auch als methodologische Herausforderung zur Sprache kommen.


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