Die Latinistik war bis zur Departementalisierung (2005) Teil des Seminars für Klassische Philologie, das 2010 sein 150-jähriges Bestehen feierte. Bis 2010 war die Latinistik im «Schönen Haus» am Nadelberg angesiedelt, seit 2010 ist sie als Fachbereich des «Departements Altertumswissenschaften» am Petersgraben beheimatet. In den Jahren 2005–2007 wurde das Lizenziatstudium schrittweise abgeschafft und durch das Bologna-Studienmodell im Bachelor (Altertumswissenschaften mit Schwerpunkt Latein) und Master (Master Latinistik) ersetzt. Anlässlich der Neugestaltung des Doktorats ist die Latinistik seit 2010 mitverantwortlich für das Doktoratsprogramm der Basler Altertumswissenschaften.

Die entscheidenden Akzente dieser zwei Jahrzehnte wurden indes in Wissenschaft und Lehre gesetzt. Hervorzuheben sind neben Projekten zu den kanonischen Autoren ergänzende Forschungsbereiche und Lehrinhalte zur lateinischen Spätantike sowie zum Neulatein (Humanismus am Oberrhein). Eine erfreuliche Zahl an Dissertationen und drei Habilitationen, aber auch zahlreiche Lehrprojekte gingen aus den latinistischen Schwerpunkten hervor. Sie reichen von Fragen zur Werkpolitik in der Antike, von Beobachtungen zu Naturphänomenen in der neronischen Literatur bis in die lateinische Spätantike zur Poetik des Claudius Claudianus, des Ausonius und Sidonius Apollinaris. Im Humanismus konzentrierten sich die Forschungen auf Editionen (Paratexte der Basler Kirchenväterausgaben) und weichenstellende Neuinterpretationen (Piccolomini; Joachim Vadianus). Ein für die Zeit des Frühen Buchdrucks zentraler Erschliessungskatalog («Opera poetica Basiliensia») wurde ein wichtiges Pilotprojekt bei der Digitalisierung der Buchbestände der Universitätsbibliothek.

In der akademischen Lehre waren neben Caesar, Cicero und der Satire vor allem Vergil und Ovid in epochenübergreifenden und themenorientierten Vorlesungen wiederholt vertreten («Ovids Metamorphosen in der Weltliteratur», Ringvorlesung der Basler Literaturwissenschaften 2008). Kulturwissenschaftliche Perspektiven wurden integriert (Migration; Exil; Gewalt), medienwissenschaftliche Positionen (Bimedialität) wurden vertieft («Ekphrasis in der Spätantike und im Mittelalter», Ringvorlesung mit der Kunstgeschichte 2013; Workshop «Imago imaginis. Das ekphrastische Prinizip in Text- und Bildmedien der Antike und des Mittelalters» 2022). Gesellschaftlich drängende Themen wurden integriert, darunter Gender-Debatten (internationale Forschungskooperation EuGeStA) und Positionen des Ecocriticism («Green Poetry», Ringvorlesung der Basler Literaturwissenschaften 2020). Im Lehrformat «Arbeitsgemeinschaft» wurde die Edition des Gesamtwerks des Humanisten Johannes Atrocianus vorbereitet.

Regelmässige Exkursionen trugen zum sozialen und fachlichen Austausch wesentlich bei. Ziele waren die berühmten Schweizer Bibliotheken (St. Gallen, Einsiedeln, Burger-Bibliothek), die Bibliothèque humaniste Sélestat sowie wichtige Schauplätze der römischen Welt (Rom, Neapel, Sizilien, Ravenna, Trier).

AutorInnen: MA Fabian Känzig, Dr. Anne-Sophie Meyer und Prof. Henriette Harich-Schwarzbauer (Januar 2023)

Judith Hindermann, Der elegische Esel. Apuleius’ Metamorphosen und Ovids Ars amatoria. Eine Studie zur Intertextualität (2009).

Cédric Scheidegger Laemmle, Werkpolitik in der Antike. Studien zu Cicero, Horaz, Vergil und Ovid (2016).

Chiara Pfisterer Bissolotti, Claudius Claudianus: l’epitalamio per Palladio e Celerina: commento a c. min. 25. (2017).

Christian Guerra, Der erzählte Papst, Enea Silvio Piccolomini – Pius II. und die römische Historiographie in den Commentarii de rebus a se gestis (2018).

Julia Klebs, Der Raub der Proserpina – Kultur- und Geschlechtergeschichte einer mythischen Figur (2019) – (interdisziplinäre Dissertation, Germanistik/Latinistik).

Katharina Meyer-Suter, Wissensvermittler – Kritiker – Autor: Joachim Vadians Kommentare zu Pomponius Mela, Basel 1522 (2020).

Marianne Haubold (Hrsg.), Erwin Rohde. Cogitata aus dem Nachlass, 1867–1878 (2020). 

Anne-Sophie Meyer, Naturphänomene in Lucans Bellum civile (2023).

Ann-Kathrin Stähle, Quid poema frangat. Zur Poetik des Bruchs in den carmina des Sidonius Apollinaris (2023).

Seraina Plotke (2012) – Neulatein/Deutsche Literatur des Mittelalters und der frühen Neuzeit

Petra Schierl (2014) – Klassische Philologie

Judith Hindermann (2022) – Klassische Philologie