Caesar zwischen politischem Kalkül und literarischem Anspruch: Aktuelle Einblicke aus Wissenschaft und Lehre

Caesar gilt seit der Renaissance als der lateinische Schulautor schlechthin und zusammen mit Cicero als vorrangiger Vertreter des klassischen Lateins. Der Umstand, dass der Gallische Krieg über Jahrhunderte als Einstieg in die schulische Auseinandersetzung mit lateinischer Originalliteratur dienen musste, ist nicht ohne Folge geblieben: Schon länger haftet deswegen der Caesarlektüre etwas Schulmeisterliches und Traditionalistisches an. Zudem ist der Autor in der Nachkriegszeit infolge grösserer Skepsis gegenüber jeglicher Verklärung des Machtmenschen Caesars immer mehr zu Gunsten von moderner anmutenden Schriftstellern wie Ovid und Catull aus dem Lektüreplan verdrängt worden.

Diese eintägige Weiterbildung für Lehrpersonen des Fachs Latein und benachbarter Fächer sowie weitere Intessierte fragt, wie Caesar heute gelesen werden kann und soll. Ihr Ziel ist es, ein zeitgenössisches Caesarbild zu entwerfen, das nicht nur der literarischen Komplexität und Radikalität des antiken Schriftstellers gerecht wird, sondern dabei auch neue Anwendungsmöglichkeiten im Unterrichtsalltag eröffnet. Gerade vor dem aktuellen Hintergrund der Rückkehr einer globalen Politik der «starken Männer» lohnt sich ein wissenschaftlich fundierter Blick auf einen Menschen und sein Schaffen, die oft als Sinnbild der autokratischen Herrschaft verstanden worden sind.

Die Weiterbildung verbindet diverse Formate – Inputreferate von internationalen Expertinnen und Experten, interaktive Workshops zur Fachdidaktik und grundsätzliche Diskussionen zur Aktualität von Autor und Werk – und lädt die Teilnehmenden dazu ein, Caesar jenseits von Stilmodell und Geschichtsquelle als Schriftsteller von Weltrang zu begreifen und zu vermitteln: Sein magnum opus, der Gallische Krieg, schafft mittels einer hochpräzisen Sprache eine geopolitische Wirklichkeit, verwandelt durch innovative Genrevermischung einen lapidaren Kriegsbericht in eine spannende und vielschichtige Erzählung und gestaltet aus rhetorischen Stereotypen komplexe Figuren wie Ariovist, Vercingetorix und Caesar selbst.

Diese Weiterbildungstagung versteht sich als erste Veranstaltung in einer geplanten Serie der Universität Basel zu verschiedenen Autoren und Themen aus dem Gebiet der Latinistik. Ziel dieser und kommender Weiterbildungen ist es, interessierte Lehrpersonen aktuelle Ergebnisse aus der universitären Lehre und Forschung zugänglich zu machen und gleichzeitig den intellektuellen und persönlichen Austausch unter den Teilnehmenden institutions- und stufenübergreifend zu fördern.  


Programm

Ab 9:30 Kaffee und Eintreffen der Teilnehmenden

10:00–10:15 Begrüssung

10:15–11:45 Sitzung I: Zweisprachige Caesarausgaben im Unterricht
Leitung: Katharina Wesselmann

11:45–13:15 Gemeinsames Mittagessen

13:15–14:45 Sitzung II: Caesarlektüre zwischen Archäologie und Philologie
Leitung: Massimo Cè und Ana Maspoli

14:45–15:15 Kaffeepause

15:15–16:45 Sitzung III: Neue (und alte) Interpretationen des Bellum Helveticum
Leitung: Christopher Krebs

16:45–17:00 Abschluss und Ausblick

Ab 17:00 Apéro


Anmeldeformular