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Antiker Seuchenherd Ägypten? Ein von Prof. Dr. Sabine Huebner geleitetes Projekt liefert ein differenzierteres Bild
In einem vom Schweizerischen Nationalfonds unterstützten Projekt suchen Prof. Dr. Sabine Huebner und Dr. Brandon McDonald in antiken Quellen nach Hinweisen auf Krankheitswellen, die mit Ägypten in Verbindung gebracht wurden.
Das alte Ägypten spielt eine entscheidende Rolle in der Geschichte der Infektionskrankheiten. Als Knotenpunkt für Kommunikation und Handel verband Ägypten unterschiedliche Zivilisationen und Wirtschaftsräume und ermöglichte dadurch die Ausbreitung lokaler Epidemien und Pandemien im gesamten Mittelmeerraum. Die Region südlich von Ägypten hatte einen Ruf als antiker Seuchenherd, was zum Teil auf Thukydides' Bericht über die Pest von Athen zurückzuführen ist, der den Ursprung der Krankheit auf dieses Gebiet zurückführt. Spätere Aufzeichnungen orientieren sich an Thukydides' Bericht und verschleiern die wahren Ursprünge und das Ausmaß späterer Ausbrüche. Prof. Dr. Sabine Huebner und Dr. Brandon McDonald unterziehen alle greifbaren Quellen - insbesondere die Papyri - einer kritischen Lektüre und gelangen so, ergänzt durch archäologische und paläowissenschaftliche Untersuchungen, zu einem differenzierteren Bild.
Auch wenn die vielfältigen Handelsbeziehungen, die Ägypten als Kornkammer Roms mit dem Mittelmeerraum unterhielt, die Ausbreitung von Infektionskrankheiten wie der Pest begünstigten, lässt sich nicht für alle Pestepidemien ein Ursprung in Ägypten nachweisen. Gleichwohl konnten sich entlang des Nils Krankheitserreger eher entwickelten als im heissen, trockenen Wüstenklima, wo es weniger Wirte für Viren und Bakterien gab. Die Studie zeigt, dass ausbleibende oder schwächere Nilfluten zu Missernten und Nahrungsmittelknappheit geführt haben können und die Bevölkerung durch Unterernährung geschwächt war, was wiederum den Ausbruch von Krankheiten begünstigte.