/ Studium
Exkursion in die Gallia Narbonensis (21.08. bis 01.09.2023)
Bericht der Teilnehmerinnen und Teilnehmer
Ende August, inmitten einer Hitzewelle, hatten die Studierenden und Dozierenden der provinzialrömischen Archäologie Gelegenheit, im heutigen Südfrankreich Spuren der antiken Provinz Gallia Narbonensis zu entdecken. Mit vielen Eindrücken kehrten sie nach 12 Tagen von einer abwechslungsreichen Exkursion zurück.
Thematisch lag der Schwerpunkt der Exkursion auf Sehenswürdigkeiten der römischen Epoche, von denen es im heutigen Südfrankreich eindrückliche Überreste zu besichtigen gibt. Beispielsweise schauten wir uns in Vienne, etwas südlich von Lyon, einen aussergewöhnlich gut erhaltenen Tempel an, der sich heute mitten in der Altstadt befindet. Deutlich bekannter ist dessen Pendant in Nîmes, das sogenannte maison carrée. Auch an diesem kamen wir im Verlauf der Exkursion, während einem Rundgang durch Nîmes, vorbei (Abb. 1). Weitere Ziele in Nîmes waren der Jardin de la Fontaine, wo sich seinerzeit ein Quellheiligtum befand, das castellum divisorium, von wo aus das Wasser in die verschiedenen Stadtviertel verteilt wurde, sowie die Porte d’Auguste, ein Zugangstor entlang der Stadtmauer.
Ein weiteres Highlight war Arles. Eine Stadt, die in neuerer Zeit als Inspirationsquelle Vincent Van Gogh’s Bekanntheit erhielt. Zahlreiche erhaltene Monumente wie die Kryptoportikus des antiken Forums, die Thermen des Constantin sowie das Amphitheater und die Nekropole bei Les Alyscamps gewähren noch heute einen lebendigen Eindruck der antiken Stadt. Nicht das einzige, aber das eindeutig am besten erhaltene Theater bestaunten wir in Orange bei über 40 Grad Lufttemperatur.
Zum Glück boten die antiken vomitoria, die Zugänge zu den Sitzreihen, etwas Schatten und Abkühlung. Ebenfalls eindrücklich war das malerisch gelegene Glanum nahe dem heutigen Saint-Rémy-en-Provence (auch eine wichtige Wirkungsstätte Van Goghs). Neben dem in situ erhaltenen antiken Zentrum von Glanum lassen sich auch die sog. les Antiques, ein Triumphbogen sowie das sog. Julier-Monument, ein Mausoleum, besichtigen (Abb. 2). Ebenfalls grossflächig vor Ort konserviert und erkundbar sind Überreste des antiken Vasio, dem heutigen Vaison-la-romaine. Besonders eindrücklich ist dort die gut erhaltene und pompöse Privatarchitektur (Abb. 3).
Zu recht Weltkulturerbe ist der sogenannte Pont du Gard, eine Aquäduktbrücke, die in römischer Zeit Frischwasser nach Nîmes brachte. Ein Studierender beschreibt seine Eindrücke folgendermassen: «ein weiteres Highlight auf der Reise war für mich der Pont du Gard, schon alleine aufgrund der reinen Ausmasse, die dieses Bauwerk auch heute noch besitzt – geschweige denn die Ingenieurskunst, welche hinter dessen Errichtung steckt» (C. S.).
Auch kleinere bzw. aus heutiger Sicht abgelegenere Fundstellen waren Teil des Besichtigungsprogramms. So führte uns die Exkursion auch nach Ambrussum und Saint-Chamas, wo die Überreste römischer Brücken vom antiken Strassenwesen zeugen. Eindrückliches Zeugnis römischer Innovation sind die Mühlen von Barbegal, ein Baukomplex bestehend aus 16 Getreidemühlen. Nicht zu vergessen das Tropaeum Alpium im heutigen La Turbie, oberhalb von Monaco, welches zum Anlass der erfolgreichen Eroberung der Alpen errichtet wurde.
Neben den römischen Schauplätzen standen auch einige vor- und nachrömische Fundstellen auf dem Programm. Allen voran Marseille, wo «Spuren der Geschichte ab der griechischen Gründung bis heute in der Stadt zu finden sind», wie ein Studierender bemerkte (A. G.). Des Weiteren vermittelten eisenzeitliche Fundstellen wie Ensérune und Lattara (heutiges Lattes) einen lebendigen Eindruck der verschiedenen kulturellen Einflüsse (keltisch, iberisch, griechisch, etruskisch) dieser Region. Exklusiv erhielten wir ausserdem eine Führung einer aktuellen Lehr- und Forschungsgrabung (Le Cailar, Dép. Gard), die von Réjane Roure, Professorin für die eisenzeitliche Epoche an der Universität in Montpellier, geleitet wird. Ein kleines Highlight war auch der Besuch der hervorragend erhaltenen mittelalterlichen Mikwe in der Altstadt von Montpellier.
Neben den zahlreichen archäologischen Highlights wurde von den Teilnehmenden auch die gesellige Atmosphäre, der lockere Austausch, die zahlreichen wilden Feigenbäume und allgemein der kulinarische Reichtum der Provence geschätzt.
Nachfolgend ein paar Eindrücke der Studierenden:
«Die in Vorlesungen besprochenen Befunde zur Abwechslung in situ betrachten zu können, hat mein Verständnis für bestimmte Bauwerke gefördert» (J. L., Bachelorstudiengang Prähistorische und Naturwissenschaftliche Archäologie) »
«Besonders beeindruckt hat mich während der Exkursion die einzigartige Erhaltung der römischen Bauten, wie z. Bsp. das Maison Carrée in Nimes, das Theater in Orange oder auch der Pont du Gard » (F. B., Master Archäologie und Naturwissenschaften»
«Für mich persönlich stellte die Exkursion ein spannender Einblick in eine für mich noch relativ un-bekannte Region dar» (A. G., Master Ur- und Frühgeschichtliche und Provinzialrömische und Klassi-sche Archäologie)
«Am meisten habe ich auf dieser Exkursion vom Fachwissen der Dozenten profitiert. […] Solche Beobachtungen brachten mir ein besseres Verständnis der römischen Bauweise und werden mir daher auch im Studium weiterhelfen» (L. R., Bachelor Altertumswissenschaften und Geschichte)
«Besonders interessant fand ich die Diskussionen zur Präsentation von Funden in Museen oder in situ konservierten Monumenten. In der Berufswelt werden wir immer wieder mit Fragen der Wis-sensvermittlung konfrontiert sein » (V. H., Master Archäologie und Naturwissenschaften)
«Während der Exkursion konnte ich verschiedenste Erfahrungen aus dem "theoretischen" Unter-richt in Basel mit vor Ort Gesehenem und/oder Gehörtem verknüpfen» (C. S., Bachelor Altertums-wissenschaften)
«Als wertvoll empfand ich das Reisen in einer Gruppe von «Gleichgesinnten». Mit Dozierenden und Studenten verschiedener altertumswissenschaftlicher Fachrichtungen und Interessen konnten Fragen unmittelbar geklärt werden» (N. V., Master Master Ur- und Frühgeschichtliche und Provinzialrömische und Klassische Archäologie)
Bericht: Nathalie Hertig