Deir el-Medina in der griechisch-römischen Zeit

Die Wiederaufnahme der Forschung am Ptolemäischen Tempel in Deir el-Medina ermöglicht nicht nur die Fortsetzung der historischen und architektonischen Untersuchung des Gebäudes, sondern auch eine gründliche Untersuchung des dekorativen Programms, die eine ikonografische, textliche und religiöse Analyse sowie Vergleiche mit anderen Gebäuden umfasst. Diese Arbeiten, die 2020 begannen, werden von einer paläographischen Untersuchung der Epigraphie des Tempels und einer Untersuchung der gut erhaltenen Farben begleitet.

Dieses Programm wird durch die Untersuchung des in Deir el-Medina gefundenen griechisch-römischen archäologischen Materials ergänzt. Dies wird zu einem besseren Verständnis der Funktionsweise der Stätte während dieser Periode führen, den Kontext rekonstruieren, in dem der Tempel in Betrieb war, und seine Rolle und Integration in die kultische Landschaft am Westufer von Theben untersuchen.


Forschung im Tempel

Die hieroglyphischen Inschriften des Tempels von Deir el-Medina wurden zwar Anfang der 2000er Jahre veröffentlicht, das Gebäude war jedoch weder in seiner Architektur noch in seiner Theologie Gegenstand einer eingehenden Untersuchung. Die im Tempel durchgeführten Arbeiten zielen auf eine umfassende Studie der Tempeldekoration ab. Dies beinhaltet zum einen die Übersetzung und Interpretation der Inschriften und Darstellungen und zum anderen die Analyse des Inhalts und der Verteilung der Szenen. Ausserdem wurde eine Untersuchung über die Verwendung von Farben in der Dekoration eingeleitet.

Projektleiterin


Theologie und Kult

Eine detaillierte Untersuchung der Götter und Göttinnen, die im Tempel von Deir el-Medina auftreten, wird es ermöglichen, die Nuancen der lokalen Theologie zu erfassen. Die Untersuchung der Genien, die den Tempel bewachen, ist schon im Gange.

Darüber hinaus werden dokumentarische Quellen in Betracht gezogen, um Kulte sowie lokale Feste zu definieren. Auch das Grabungsmaterial könnte dazu beitragen, ein zuverlässigeres Bild zu zeichnen.


Architektur

Eine Architektenstudie des ptolemäischen Tempels wird von Matthieu Vanpeene durchgeführt. Sie wird ein besseres Verständnis der Bauphasen des Gebäudes und seiner Besonderheiten ermöglichen.

Diese Zusammenarbeit wird auch zulassen, weitere Forschungen über die Gliederung der Tempelräume zu beginnen, die ebenfalls in den Bereich der Theologie fällt. Der sogenannte Mammisi und der kleine angelehnte Tempel sind zwei Anbauten, die eine weitere Untersuchung verdienen.

Langfristig wird die Untersuchung des Tempels in Deir el-Medina dazu beitragen, die Rolle und Nutzung der kleinen thebanischen Tempel auf dem westen Ufer zu untersuchen.


Paläographie

Die Inschriften des Tempels von Deir el-Medina sind in vertieftem Relief ausgeführt und nicht in gehobenem Relief, wie es bei griechisch-römischen Tempeln häufig der Fall ist. Dieser Umstand allein rechtfertigt schon das Interesse an einer Untersuchung der Paläographie der Hieroglyphen des Tempels, aber der Tempel weist auch einige seltene Schreibweisen auf, die im Detail untersucht werden sollten. Es sind mehrere Schritte geplant, um einen Band zu veröffentlichen, der den Hieroglyphenzeichen des Tempels von Deir el-Medina gewidmet ist:

  • Aufzeichnungen und Zeichnungen der Zeichen
  • Analyse der Form der Zeichen
  • Vergleich mit anderen Exemplaren
  • Untersuchung der Gravurtechniken
  • Untersuchung der Interaktionen zwischen Text und Bild

Untersuchung des archäologischen Materials

Die Entdeckung von Grabbeigaben aus der griechisch-römischen Zeit hat, mit wenigen Ausnahmen, oft nicht viel Aufsehen erregt. Die Arbeiten zielen darauf ab, das noch vorhandene Material zu finden und zu inventarisieren.

Ein Teil der Forschung findet vor Ort in Deir el-Medina statt mit der Identifizierung von griechisch-römischen Grabbeigaben in den Magazinen und Lagerräumen der Stätte. Ein weiterer Teil findet in Museen und Sammlungen auf der ganzen Welt statt.

Darüber hinaus soll ein Überblick über die griechisch-römischen Bestattungen in Deir el-Medina erstellt werden. Dazu ist es notwendig, die Lage der Gräber, die in dieser Zeit errichtet oder aufgefüllt wurden, zu bestimmen und die Dokumentation zu rekonstruieren.


Geschichte der Ausgrabungen

In jedem Fall ist es sinnvoll, die Geschichte der Ausgrabungen nachzuvollziehen, die von intrinsischem Interesse ist. Sie bietet auch die Möglichkeit, wertvolle Informationen und Dokumentationen zu den verschiedenen Aspekten der unternommenen Arbeiten zu sammeln.

Zu diesem Zweck wurden mehrere Schritte unternommen: Archivrecherchen, Sichtung von Publikationen, Auswertung der Ausgrabungstagebücher von Bernard Bruyère, usw. Die Ergebnisse dieser Forschungen werden sowohl für die Rekonstruktion der modernen Geschichte des Tempels als auch für die Nachzeichnung der Geschichte der Stätte und der Funde aus der griechisch-römischen Zeit nützlich sein.


Berichte


Vorträge

« Rediscovering Graeco-Roman Deir el-Medina: Work in Progress ». Vortrag, University College, Oxford (15. Juni 2021)

« Quel devenir pour le site de Deir el-Médina après le Nouvel Empire? ». Vortrag, Société d’égyptologie, Genève, Genf (5. Mai 2021)

« Ornamental and Scriptural Blue. Usage in the Ptolemaic temple of Deir el-Medina and in the local Graeco-Roman Funerary Material ». Internationale Konferenz The Colour Blue in Ancient Egypt and Sudan, Kopenhagen (3.-4. März 2020)

« The “Mammisi” of Deir el-Medina: a Case Study ». Internationale Konferenz Mammisis of Egypt Ist Colloquium, Institut français d’archéologie orientale, Kairo (27.-28. März 2019)

« On some Guardians of the Ptolemaic Temple of Deir el-Medina ». Internationaler Workshop Deir el-Medina through the Kaleidoscope, Turin (8. Oktober 2018)


Publikationen

Sandrine Vuilleumier, « Ornamental and Scriptural Blue in the Ptolemaic temple of Deir el-Medina», erscheint 2022.

Sandrine Vuilleumier, «Retour sur le “Mammisi” de Deir el-Medina», erscheint 2022.

Sandrine Vuilleumier, «On some Guardians of the Ptolemaic Temple of Deir el-Medina. A Preliminary Study», erscheint 2022.

Sandrine Vuilleumier, in Cédric Larcher et al., « Deir el-Médina (2020) », Bulletin archéologique des Écoles françaises à l’étranger, 2021, S. 1‒46. https://doi.org/10.4000/baefe.2985.


Team

Foto des Teams

Projektleiterin

Team (2022)

Portrait
MA Laurence Cappa-Dafflon

Epigraphikerin

Kooperationspartner/innen

Dr. Cédric Larcher

Archivar und Leiter der französischen Mission in Deir el-Medina, IFAO

Dr. Matthieu Vanpeene

Architekt, CCFEETK / CNRS, Luxor

Unterstützer

Dieses Projekt wird in Zusammenarbeit mit der französischen Mission in Deir el-Medina, die vom Institut français d’archéologie orientale au Caire (IFAO) geleitet wird, und mit dem ägyptischen Ministerium für Altertümer durchgeführt. Wir danken unseren französischen und ägyptischen Kollegen für die vertrauensvolle Zusammenarbeit.

Im Jahr 2020 erhielt Sandrine Vuilleumier den Max Serres-Preis der Stiftung Ève Delacroix verliehen von der Académie des Inscriptions et Belles-Lettres in Paris, um ihre Arbeit in Deir el-Medina zu unterstützen.

Seit 2022 trägt der Schweizerische Nationalfonds (SNF) zur Finanzierung der Mission bei.

Wir danken allen Beteiligten und Förderern für ihre Unterstützung!

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