University of Basel Kings' Valley Project – Willkommen!

Als eines der wenigen ausländischen Forscherteams erhält das University of Basel Kings’ Valley Project von den ägyptischen Behörden die Erlaubnis, sämtliche nicht-königliche Gräber eines zentralen Bereichs im Tal der Könige zu untersuchen. Die Konzession erlaubt die umfassende Erforschung von insgesamt 12 Grabanlagen und deren näherer Umgebung.

Die zum Weltkulturerbe gehörenden Gräber im Tal der Könige sind noch immer nur zu einem kleinen Teil wissenschaftlich dokumentiert und publiziert. Zudem sind ganze Bereiche des Tales noch praktisch unerforscht, was angesichts der akuten Bedrohung durch menschliche und natürliche Einflüsse besorgniserregend ist. Daher ist es unser Anliegen, die wertvollen Informationen, die diese Grabanlagen enthalten, für die Zukunft, die Allgemeinheit und für die Forschung zu sichern.

Das University of Basel Kings’ Valley Project widmet sich insbesondere der Dokumentation und dem Erhalt dieser gefährdeten Denkmäler und misst dabei dem Site Management, also dem nachhaltigen Schutz der Monumente in ihrer Umgebung, grosse Bedeutung bei.

Nach mehrjähriger Vorarbeit gelang unserem Team im Frühjahr 2012 die Entdeckung eines neuen Grabes im Tal der Könige (KV 64) sowie die Identifizierung von über 30 Prinzen und Prinzessinnen der 18. Dynastie in einer bislang unerforschten Grabstätte (KV 40).

Zahlreiche wichtige Erkenntnisse zur Geschichte und Nutzung des Tals der Könige während der 18. bis 25. Dynastie (ca. 1450 – 670 v. Chr.) sowie zur Identität und materiellen Versorgung der hier bestatteten, hochrangigen Personen konnten im Verlauf der letzten Kampagnen gewonnen werden.

Mit den laufenden Arbeiten in Grab KV 40 und KV 64 und weiteren noch nicht untersuchten Gräbern im Basler Konzessionsgebiet sind bei dem Projekt auch für die kommenden Jahre neue wichtige Ergebnisse zu erwarten.

Grabungsdirektorin & Leiterin des Fachbereichs Ägyptologie



Forschung

Forschung

Die Ägyptologie kann an der Universität Basel auf eine lange und erfolgreiche Tradition bei der Erforschung des Tals der Könige zurückblicken. Diese früheren Forschungen haben nicht unerheblich zum Erfolg des laufenden University of Basel Kings’ Valley Project beigetragen.

Bereits seit Anfang der 70er Jahre widmete sich der ehemalige Basler Institutsleiter Erik Hornung in seinen Studien über die altägyptischen Jenseitsbücher der Dokumentation und Auswertung der höchst komplexen Dekoration der Pharaonengräber.

Von den königlichen Grabanlagen, also der „offiziellen“ Seite des Tals, wanderte der Fokus in den 90er Jahren auf die bis dahin wenig beachteten Bereiche des Alltagslebens sowie der vielschichtigen „inoffiziellen“ Facetten des Tals der Könige:

Zwischen 1998 und 2007 arbeiteten Basler Ägyptologinnen und Ägyptologen im Rahmen des Projekts „MISR: Mission Siptah – Ramses X.“ an der Freilegung und Dokumentation des südlichsten Abschnitts des Tals. Hierbei stand zum ersten Mal in der Forschungsgeschichte nicht mehr nur das königliche Grab im Mittelpunkt des Interesses, sondern die Kontextualisierung der Gräber in ihrer topologischen, chronologischen und sozialhistorischen Dimension.

Auf Grundlage der vorausgegangenen Forschungsarbeiten und mit Blick auf die topographische und archäologische Situation im Seitental Thutmosis´ III. stehen folgende Forschungsaspekte im Fokus des University of Basel Kings´ Valley Projects (UBKVP):

Topographie

Die Frage der natürlichen und künstlichen Topographie im Seitental sowie der räumlichen Bezüge zwischen den Gräbern bzw. bestimmten Landmarken: hatte die Lokalisation eines Grabes in Bezug auf das Königsgrab sowie die umgebenden nicht-königlichen Gräber eine Bedeutung?

Architektur

Die Frage der Zusammenhänge zwischen der gesellschaftlichen Stellung der beigesetzten Personen und der Architektur ihrer Gräber: wie lassen sich die unterschiedlichen Grössen und Grundrisse der Gräber sowie das Fehlen jeglicher Dekoration erklären und wo fand der Totenkult statt?

Chronologie

Die Frage nach der Chronologie bzw. der sukzessiven Nutzungsphasen des Seitentals: Ab wann und über welchen Zeitraum wurde das Tal der Könige auch für nicht-Pharaonen als Bestattungsort genutzt? Welche Belegungsphasen innerhalb eines Grabkontextes können rekonstruiert werden?

Agency

Die Frage der Motivation zur Nutzung der Gräber nach Aufgabe des Tals als Königsnekropole und der Individualisierung von Bestattungsformen: Erfolgte die Auswahl der Gräber und die Gestaltung der Beisetzung während der III. Zwischenzeit systematisch oder aufgrund individueller Entscheidungen?

Zugehörigkeit

Die Frage der sozialen bzw. genealogischen Zugehörigkeit der im Seitental Thutmosis´III. beigesetzten Individuen: welcher Personenkreis hatte das Privileg, in unmittelbarer Königsnähe bestattet zu werden? Orientieren sich die Gräber tatsächlich an einzelnen Königsgräbern oder gibt es andere Bezugs- und Ausrichtungssysteme?

Beraubung

Die Frage der antiken Beraubungen: In wessen Auftrag und vor welchem wirtschaftlichen und ideologischen Hintergrund wurde das Tal der Könige systematisch ausgeraubt? Welche Beraubungsszenarien lassen sich für die im Seitental gelegenen Gräber plausibel machen?


Gräber

In den Hängen des Seitentals sind die verschütteten Zugänge einiger der Gräber zu erkennen, die um 1898 von Victor Loret sondiert wurden. Die Initiative zu dem Projekt geht auf die im Rahmen des MISR-Projektes erfolgte Identifizierung des Grabes KV 32 als Ruhestätte der Tiaa (Gemahlin AII.) zurück. Diese Zuweisung warf neue Fragen zur Nutzung des Seitentals Thutmosis‘ III.  sowie zur Identität der dort Bestatteten auf.

Zunächst müssen das Areal und die seit langem wieder verschütteten Schächte von KV 26 und KV 30 von modernem Schutt und Abfall gereinigt werden. Die Architektur und Keramik der Gräber KV 26 und 30 liefert erste Anhaltspunkte für eine Datierung der Gräber in die mittlere 18. Dynastie. Die Gräber enthalten jedoch nur wenige Überreste der ursprünglichen Bestattungen.

Wiederentdeckung von Grab KV 59, das vermutlich von Howard Carter entdeckt wurde, dessen genaue Lage jedoch wieder in Vergessenheit geraten war. Beginn der Arbeiten in KV 31 und im Oberflächenbereich um KV 40.  Dokumentation der Graffiti in dem Areal sowie der Kultnische über KV37. KV 59 erweiset sich als weitgehend fundleere Anlage der 18. Dynastie, die offenbar mehrfach überflutet und mit Schutt gefüllt worden war.

Es folgt die Freilegung der Schächte von KV 29 und KV 40. KV 29 figuriert bereits seit 1825 auf Karten des Tals, doch bleibt die Anlage völlig unbekannt. Am Ende der Kampagne des Jahres 2011, inmitten der teils chaotischen Zustände des "Arabischen Frühlings" wird bei den Säuberungsarbeiten um den Grabschacht von KV 40 eine Geländeanomalie aufgedeckt, die provisorisch als KV 40b bezeichnet wird.

Eingang

Das "Feature" KV 40b erweist sich als neues Grab (KV 64), mit der unberaubten Bestattung der "Sängerin des Amun" Nehemesbastet, die nach bisheriger Auswertung in die 22. Dynastie datiert. Unter der Füllschicht werden die Überreste einer Bestattung der 18. Dyn. entdeckt. Das neben dem Grab Thutmosis’ III. (KV 34) gelegene Treppengrab KV 33 enthält fast ausschliesslich Keramik und liefert keine Hinweise auf seinen Besitzer.

Abschluss der Freilegung von KV 64. Der Schwerpunkt verlagert sich wieder zum "Massengrab" KV 40, wo mit der Bergung und Dokumentation der ,zahlreichen stark beschädigten Mumienreste in der Seitenkammer D begonnen wird. Im Oberflächenbereich zwischen KV 29 und KV 61 wird ein Ostrakon mit aufgemalter Sonnenuhr entdeckt - die weltweit älteste dieser Art.

In KV 40 werden die Seitenkammern gesäubert. Dabei geborgene Gefässscherben weisen Tintenaufschriften (Dockets) auf, in denen einige der bestatteten. Individuen namentlich und mit Titel ("Prinzessin/Prinz") identifiziert werden. Insgesamt birgt KV 40 über 80 männliche und weibliche Mumien der 18. und 22. Dynastie verschiedener Altersstufen mit ihren Beigaben.

Der Fokus liegt auf der Dokumentation und Auswertung der komplexen Befundsituation der Gräber KV 40 und 64. Die Position des verschiütteten Grabes KV 37 wird wieder entdeckt und der Eingang zum tief gelegenen Grab gesichert. Das Grab erweist sich als weitgehend fundleer. Das Oberflächenareal um KV 40/64 wird ergraben und dokumentiert.

Weitere Erkenntnisse zur Geschichte des Seitentals sind von der Freilegung der Gräber KV 29, KV 61 sowie den Arbeiten im Bereich der Eisentreppe zum Grab Thutmosis‘ III. zu erwarten. Mit 12 untersuchten Gräbern erstreckt sich das Konzessionsgebiet des Basler Teams vom Grab des Maiherperi (KV36) im Westen bis zum Königsgrab Thutmosis' III. (KV34).

Die Analyse der Mumien aus KV40 und KV64 sowie der grossen Menge an Textilien und Balsamierungsresten schreitet voran. Anhand der humanmedizinischen Untersuchungen kann die Anzahl der in KV40 bestatteten Individuen und ihr Gesundheitszustand bestimmt werden. C14- und DNA-Analysen sind im Gange und versprechen aufschlussreiche Resultate in den nächsten Monaten.

Grabungen um KV40/64 dienen der Rekonstruktion der historischen Topologie des Talbodens. Die Freilegung von KV 61 wird den Anschluss an die nördlich gelegenen Schachtgräber-Cluster im Umfeld des Grabes Amenophis´II. (KV 35) ermöglichen. Der sich entwickelnde Tourismus im Tal der Könige verlangt nach pragmatischen und sicherheitstechnischen Lösungen für die Wegführung sowie die Absicherung der Grabungsareale.

Grabanlagen

Die Grabanlagen im Tal der Könige lassen sich mit Blick auf die Konstruktion des Zugangs in Korridorgräber mit Treppenzugang einerseits und Schachtgräber andererseits unterscheiden.

Korridorgräber

Typisches Merkmal der Korridorgräber ist der Zugang über einen mehr oder weniger steil abfallenden Eingangskorridor mit Treppe (bzw. Treppe mit Rampe). An den Eingangsbereich fügt sich meist ein weiterer leicht abfallender Korridor, der in die Grabkammer führt (z.B. KV 32 und KV 37). KV 33 unterscheidet sich deutlich von den übrigen bekannten Korridorgräbern insofern als die Zugangstreppe direkt in einen zentralen Raum mit transversalem Achsenverlauf und Nebenkammern mündet .

Ein weiteres Detail der Architektur von KV 33, das erst im Zuge der Basler Grabung ans Licht kam, macht die Situation um diese Anlage noch komplizierter: so ist der Boden im östlichen Drittel der Hauptkammer von KV 33 um ca. 20cm gegenüber dem übrigen Bodenniveau versenkt. Dieses Merkmal ist sonst nur bei den königlichen Anlagen ab Amenophis II. zu beobachten wo der vertiefte Raumabschnitt zur Aufnahme des Sarkophags diente. Eine Absenkung des Bodenniveaus tritt allerdings sonst bei keinem nicht für Pharaonen bestimmten Grab auf, was wiederum die Frage aufwirft, wer in KV 33 ursprünglich bestattet werden sollte?

Schachtgräber

Bei den Schachtgräbern erfolgt der Einstieg über einen mehrere Meter tiefen, senkrecht abfallenden Schacht. Am Ende des Schachtes öffnet sich ein Durchgang in eine Vorkammer oder direkt in die Hauptkammer. Komplexere Formen dieses Typs verfügen über eine oder mehrere Nebenkammern, die von den Längs- und Schmalseiten der Hauptkammer abgehen. Die meisten Grabanlagen im Konzessionsgebiet des University of Basel Kings’ Valley Projects (KV 26, 29, 30, 31, 36, 40, 59, 61 und 64) gehören zur Gruppe der Schachtgräber.

Bei der Grundrissgestaltung der Schachtgräber sind innerhalb der Gruppe der Schachtgräber 2 Grabtypen zu unterscheiden: Einkammergräber und Anlagen mit mehreren Räumen.

Den ersten Typ bilden die „einfachen“ Schachtgräber, die nur aus einem Schacht bestehen, der an seinem Ende direkt in die Haupt- bzw. Grabkammer ohne Nebenkammern übergeht. Dieser Typ liegt bei den Gräbern KV 36, 61, 59 und 64 vor.

Beim zweiten Typ der Schachtgräber mündet der Schacht in einen Korridor. Zwei Raumstrukturen können unterschieden werden: einerseits die einfacheren Gräber, bei denen auf den Verbindungskorridor eine einzelne Hauptkammer folgt (z.B. KV 26); andererseits die komplexeren Anlagen, bei denen der Korridor in einen zentralen Raum führt, von dem mehrere weitere Kammern abzweigen. Hierzu gehören die Gräber KV 30, KV 31 und KV 40.

Dekoration

Dekoration und Versiegelung

Bei allen untersuchten Gräbern sind die Wände weder geglättet noch dekoriert. Einige Gräber weisen rote Farbmarkierungen an den Wänden auf, die den pharaonischen Arbeitern als Orientierungshilfe bei der planmässigen Anlage der Gräber dienten.

In KV 30, 31, 40 und 64 konnten zudem Spuren einer ursprünglichen Verblockung und Versieglung am unteren Schachtende nachgewiesen werden. Der Prozess der Verblockung konnte anhand der geborgenen Stein- und Lehmreste sowie möglicherweise genutzter Werkzeuge rekonstruiert werden: So wurde der Durchgang zur ersten Kammer (B oder J) zunächst mit groben Steinbrocken blockiert. In Bechern vom Typ der so genannten „Blumentöpfe“ mischten die pharaonischen Nekropolenarbeiter den feuchten, und mit Häcksel vermengten Lehm an, der auf die Steinverblockung aufgetragen wurde. In den feuchten Lehmversiegelung wurden nun die hölzernen Stempel mit dem offiziellen Nekropolensiegel (Upuaut über 9 Gefangenen) eingedrückt.  Dieses Siegel wurde auch für die Verblockung der Durchgänge zu den Seitenkammern in KV 40 verwendet.

Das vermutlich in die Zeit Thutmosis‘ III. datierende Grab KV 31 wies an seiner Verblockung des unteren Schachtendes Spuren eines bislang unbekannten Siegeltyps auf, dessen Motiv vermutlich als Göttername „Geb“ zu lesen ist.

Alle Gräber der 18. Dynastie im Seitental Thutmosis´III. wurden beraubt. Einige erlitten zudem durch Wassereinbrüche erhebliche Schäden:

Der über die letzten beiden Jahrhunderte stark veränderte archäologische Kontext im Tal der Könige und in den Gräbern stellt eine grosse Herausforderung dar. Das Zusammenspiel verschiedener Disziplinen hilft bei der Aufarbeitung dieses komplexen Datenmaterials:

Grundlage der wissenschaftlichen Bearbeitung der oben erwähnten Forschungsfragen ist die präzise Dokumentation der archäologischen Befunde sowie der einzelnen Funde. Hierbei erfolgt die Aufnahme sowohl in Form von archäologischen Zeichnungen wie auch als Foto und teilweise 3D-Modellisierung. Anhand dieser Dokumentation erfolgt dann an der Universität Basel und in ihren Bibliotheken die nachhaltige Datenpflege, die Analyse der Funde und Befunde, sowie die Vorbereitung verschiedener Veröffentlichungen.

Neben der Bearbeitung der Keramik, die wichtige chronologische Anhaltspunkte liefert, stellt die restauratorische Behandlung von Objekten aus organischem Material eine zentrale Aufgabe der kommenden Kampagnen dar. Ein Grossteil der Objekte und Fragmente ist durch Feuchtigkeit nach Wassereinbruch in den Gräbern (KV 26, 59) oder durch Feuer (KV 40) beschädigt. Die Stabilsierung und Konservierung dieser Objekte steht im Zentrum der restauratorischen Arbeit des Basler Projektes.

Diejenigen Gräber, die von Wassereinbrüchen verschont blieben (KV 31, 40 und 64), enthalten bedeutende Mengen von Objekten aus organischen Materialien (Holz und Cartonnage). Die geborgenen Textilreste werden von Spezialistinnen der Abegg-Stiftung Riggisberg analysiert, was für Ägypten erstmalig zu einer systematischen Aufarbeitung der für die Mumifizierung und als Grabbeigaben verwendeten Textilien führt.

Die Mumienüberreste aus den Gräbern KV 31, 40 und 64 werden vor Ort unter Leitung von Prof. Dr. Frank Rühli (Universität Zürich, Institut für Evolutionäre Medizin und Swiss Mummy Project) und seinem Team auf Alter, Geschlecht, Gesundheitszustand und eventuelle körperliche Anomalien hin untersucht. Die gewonnen Daten liefern einen Einblick in die Ernährungs-, Hygiene- und Lebensgewohnheiten am pharaonischen Hof der 18. Dynastie.

Die Tierknochen, die in einigen Gräber (KV 31) gefunden wurden und zu Opfergaben bzw. Nahrungsmitgaben gehören, sind Gegenstand einer Untersuchung durch Prof. Dr. Salima Ikram (American University of Cairo).

Im Verlauf der kommenden Kampagnen wird die Vermessung und Kartographie der Gräber sowie des Seitentales fortgesetzt. Auf Grundlage dieser Daten wird ein digitales Geländemodell sowie eine interaktive Karte des Seitentals Thutmosis‘ III. erstellt. Auf der Grundlage dieser Daten wird sich die Entwicklung und Ausgestaltung des Wüstentales zur Sakrallandschaft nachvollziehen lassen und können allgemeine Überlegungen zur Konzeption der Herrschernekropole der 18. Dynastie erarbeitet werden.

Das Tal der Könige zählt neben dem Ägyptischen Museum in Kairo zu den am stärksten frequentierten Touristen-Zentren des Landes. Ein wichtiger Aspekt der nachhaltigen Arbeit im Tal der Könige ist daher die gezielte, aber zurückhaltende Aufbereitung des Geländes sowie der Grabanlagen.

Alle freigelegten Grabschächte werden bereits im Verlauf ihrer Freilegung mit einer oberirdischen Einfassung versehen, um die Sicherheit der Besucher zu gewährleisten und um Schacht und Kammern vor Schutt-, und Einschwemmungen von Regenwasser zu schützen.

Mit ihren niedrigen Steinmauern und sandfarbenen Metalldächern fügen sich diese Schutzkonstruktionen diskret und harmonisch in die umgebende Landschaft ein. Für die Zukunft werden auch die Verlegung einer neuen Wegtrasse sowie das Aufstellen von Info-Points mit Besucherinformationen angestrebt.


Funde

Während einige Gräber (KV 30, KV 33, KV 37, KV 59) bei ihrer Freilegung fast fundfrei waren, fanden sich vor allem in KV 31, KV 40 und KV 64 grosse Mengen der ursprünglichen Grabausstattung sowie der in grossen, geweissten Vorratskrügen gesammelten Balsamierungsreste. Trotz des stark fragmentarischen Zustands aller Objekte ergibt sich nach der bisheriger Auswertung ein überraschend detailliertes Bild von der Identität und Belegungsgeschichte der im Rahmen des UBKV-Projektes erforschten Gräber.

Die Bestatteten der 18. Dynastie

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Aufgrund der Nähe zu den Königsgräber Thutmosis‘ III. (KV 34) und Amenophis‘ II. (KV 35) war zu vermuten, dass die in den Schachtgräbern beigesetzten Personen zum innersten Zirkel des königlichen Umfeldes gehörten. Die Qualität der Beigaben und der Mumien zeugt vom hohen sozialen Status der Grabesitzer. Gewissheit über ihre Identität erbrachte aber erst die Entdeckung von zahlreichen beschrifteten „Mumienetiketten“ und von über 100 Gefässscherben mit  hieratischen Verwaltungsnotizen (dockets) in KV 40.

Mit Hilfe dieser Aufschriften können nicht nur die im Grab beigesetzten Personen namentlich identifiziert werden; es finden sich darin auch Hinweise auf die administrative Institution, der diese Individuen angehörten: Demnach diente KV 40 als Grabstätte von Familienmitgliedern Thutmosis‘ IV. und Amenophis‘ III., aus dem „Haushalt der Königskinder“. Mittlerweile sind mindestens 30 Individuen namentlich bezeugt. Von dieser Gruppe tragen 8 Personen den Titel einer „Königstochter“ und vier den Titel „Königssohn“. Sowohl Kleinkinder (Neugeborene/Säuglinge) wie auch Erwachsene wurden in KV 40 beigesetzt. Keine der auf den „dockets“ genannten Personen ist bislang aus anderen Quellen bekannt.

Der Harim

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Neben den Königskindern konnte innerhalb der Personen, die in den Gefäss-Aufschriften genannt werden, eine weitere Gruppe identifiziert werden. Wie durch die eindeutig nicht-ägyptischen Namen dieser Frauen nahegelegt wird, handelte es sich vermutlich um ausländische Frauen (Bint-Anat, Bascha u.a.). Teilweise haben die Namen einen direkten Bezug zu ausländischen Gebieten („Herrin von Punt“). Die hieratische Schreibung einiger Namen mit dem „Wurfholz“-Determinativ (Gardiner, Sign-List T14 als Marker für „Fremdheit“) weist die betreffenden Individuen als Nicht-Ägypter aus. Es ist daher anzunehmen, dass in KV 40 u.a. ausländische Prinzessinnen eventuell mit einem Teil ihres ägyptischen und nicht-ägyptischen Gefolges beigesetzt wurden. Wahrscheinlich ist, dass diese Prinzessinnen im Zuge einer „diplomatischen Heirat“ an den ägyptischen Hof kamen. Dass für die nicht-ägyptischen Prinzessinnen und ihre Begleiter ein offenbar rein ägyptisches Begräbnis ausgerichtet wurde, wirft Fragen zur Identitätsbildung und dem Akkulturationsgrad dieser Personen auf.

Entsprechend der Entdeckung der Namenetiketten aus KV 40 fand sich auch in Grab KV 64 innerhalb der fragmentarischen Überreste der Bestattung der 18. Dynastie ein kleines, stelenförmiges Holztäfelchen mit Namensinschrift. Genannt wird eine sonst unbekannte Prinzessin „Satjah“ („Tochter des Mondgottes Jah)“, die eventuell zeitgleich zu den Personen in KV 40 gelebt hat.

Die Bestattungen der III. Zwischenzeit

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Die massiven Plünderungen, die etwa in KV 31 und KV 40, nachweisbar sind, dürften bereits in der späten 19. und 20. Dynastie erfolgt sein und zu erheblichen Beschädigungen des Grabinventars geführt haben. Die Räuber hatten es v.a. auf Metallgegenstände und Einlagen abgesehen, Objekte aus diesen Materialien fehlen daher bislang weitgehend im Fundinventar. Die Sargfragmente, die sich noch erhalten haben, zeigen deutliche Spuren der Gewalt mit der die Grabräuber die wertvollen Einlagen und eventuell vorhandene Vergoldung von den Holzbrettern gerissen haben.

Sowohl für KV 26, 31, 40 und 64 und lässt sich eine Nachnutzung der Gräber während der 3. Zwischenzeit nachweisen. Dabei ging man recht unterschiedlich vor. So wurden die neuen Bestattungen in KV 26, 31 und 40 offenbar ohne vorherige Säuberung des Grabes eingebracht. Dagegen zeigt der Befund in KV 64, dass die Reste der Bestattung der 18. Dynastie zunächst mit einer Geröll- und Sandschicht überdeckt wurden, bevor man den Sarg bzw. die Beigaben darauf deponierte.

Die Bestattungen der 3. Zwischenzeit bestanden aus einem Sarg, wenigen Beigaben (Stele, Uschebtikasten) und keiner (KV 64) oder nur geringen (26, 31, 40) Mengen Keramik. Die zahlreichen Sarg- und Kartonnagenfragmente dieser späteren Nutzungsphase, die in KV 40 geborgen werden konnten, datieren gemäss ihrer Stilistik und Ikonographie in die 22. Dynastie. Die Bestattung der Sängerin des Amun, Nehemesbastet in Grab KV 64 lässt sich auch aufgrund der Angaben in den Sarg- und Steleninschriften in diese Phase datieren, in der im thebanischen Raum die Hohenpriester des Amun bzw. die Priesterschaft des Month das Machtvakuum ausfüllten, das sich durch den Verfall der Zentralgewalt am Ende der 20. Dynastie auftat.


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