Adrienne Cornut

Raumbezüge und Dreidimensionalität im 3. und 4. pompejanischen Stil (Arbeitstitel)

Das Dissertationsvorhaben analysiert Bildwelten römischer Wohnhäuser anhand von fünf Fallbeispielen. Das Ziel der Arbeit ist eine umfängliche Analyse der wechselhaften Beziehungen von Architektur, Wandmalerei, Ausstattung und den Rezipierenden. Im Vordergrund stehen die Dekorationen des 3. und 4. Stils, wobei der Fokus auf den verschiedenen Kombinationsoptionen aller Dekorationselemente und eventuellen Regelhaftigkeiten liegt. Die Malereien wurden in der bisherigen archäologischen Forschung vorranging als zweidimensionale Werke betrachtet und auf die zentralen Mythenbilder reduziert, wobei nur selten auch die umliegenden Ornamente miteinbezogen wurden. Doch liegt gerade in der Dreidimensionalität und der damit verbundenen Dynamik der Malereien grosse Aussagekraft, die sich beispielsweise in Raumbezügen und Bildzitaten äussert. Basierend auf dieser Ausgangslage werden die verschiedenen Wahrnehmungsoptionen aller gemalten Bilder in den ausgewählten Häusern geprüft, immer unter der Prämisse, dass die Wahrnehmung durch eine Interaktion zwischen den Subjekten im Raum und dem Medium konzipiert ist – daher werden auch Aspekte wie Farbgebung, Anbringungshöhe, das Spiel mit Blickwinkeln und die intendierte Bewegung im Raum berücksichtigt. Dabei soll auch das multisensorische Potenzial der Malereien in die Analyse miteinbezogen werden, basierend auf der Annahme, dass die Wandmalereien nicht nur die visuelle Wahrnehmung ansprechen, sondern auf einer ideellen Ebene auch einen auditiven sowie olfaktorischen Reiz ausüben können. Die These, dass Aussagen des Raumes, sowie des ganzen Hauses nicht nur durch die Mythenbilder definiert, sondern erst durch das Zusammenspiel aller Dekorationselemente möglich und erfassbar werden, wird für die gewählten Häuser unter den genannten Gesichtspunkten geprüft.  Daraus ergeben sich zusammenfassend folgende Fragestellungen: Inwiefern sind die pompejanischen Wandmalereien des 3. und 4. Stils Teil einer übergeordneten Praxis von interaktiver, multisensorscher Wahrnehmung? Und lässt sich daraus auf eine raumübergreifende Kommunikation zwischen den Themenwelten schliessen? Inwieweit lassen sich die Wahrnehmungsoptionen dieser Zitate innerhalb einer vergangenen Lebenswelt aus moderner Sicht rekonstruieren?