Sandra Kyewski

Nicht-heimische Tiere in Rom spielten schon seit der Zeit der Republik eine große Rolle im öffentlichen Leben der Menschen. Schon ihr zum Teil fremdartiges Aussehen versetzte die Römer in Staunen und verlieh jeglichen öffentlichen und privaten Veranstaltungen ein hohes Maß an Exklusivität. Dabei stellt sich die Frage nach dem Bezug der Römer zu den fremdländischen Tieren. „Das ,natürliche‘ Tier an sich gibt es (…) nicht, sondern es wird vom Lebensraum und der Vorstellungswelt der Menschen immer auch mitgestaltet. Die Kultur stellt die Tiere, von denen sie spricht, nicht nur selbst her, sie bildet sie auch ab.“[1] Eben diese Darstellung von Tieren ist der Schlüssel zum Verständnis des Mensch-Tier-Verhältnisses in der Antike. Im Zentrum dieser Relation steht die Frage nach der grundlegenden Divergenz von Mensch und Tier und nach den unterschiedlichen Auffassungen, welche die Römer in Bezug auf die Funktion und die Bedeutung von Tieren vertraten. 

Eine Arbeit, die diese politischen, gesellschaftlichen, religiösen und symbolischen Betrachtungsweisen der nicht-heimischen Fauna in der römischen Kunst zum Gegenstand ihrer Untersuchung macht und ihre Relevanz für die römische Lebenswelt überprüft, lässt sich überdies in die Forschungsrichtung der „(Human -) Animal Studies“, die sich interdisziplinär mit der Wahrnehmung, Funktion und Bedeutung des Tieres und des Mensch-Tier-Verhältnisses auseinandersetzt, einordnen und kann neue Erkenntnisse in diesem aktuellen Kontext liefern.

Ziel der Dissertation ist  es, eine genaue Untersuchung und Analyse der Konzepte von nicht-heimischer Fauna im römischen Reich vorzunehmen. Dabei stehen die Betrachtung und der Vergleich der verschiedenen Funktionen und Bedeutungen von exotischen Tieren, aber auch der Umgang mit ihnen und ihre (Be)Wertung, im Vordergrund. Um eine vollständige Herausarbeitung der verschiedenen Aspekte vorzunehmen, bedarf es einer ausführlichen Betrachtung dieser Elemente in den verschiedenen antiken Quellen. Dazu sollen philologische, ikonographische und archäologische Zeugnisse mit Hilfe von diachronen Ansätzen bearbeitet und in einer übergreifenden Auswertung miteinander verknüpft werden, sodass ein differenziertes Bild der im römischen Bewusstsein vorhandenen Konzepte von nicht-heimischer Fauna entsteht.

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[1] L. Tori – A. Steinbrecher, Zwischen Fiktion und Realität. Zu  Tieren und Fabelwesen von der Antike bis zur Neuzeit, in: L. Tori – A. Steinbrecher (Hrsg.), Animali. Tiere und Fabelwesen von der Antike bis zur Neuzeit (Genf 2012) 17.