22 Apr 2024
18:15  - 19:45

Seminarraum S02, Rosshofgasse (Schnitz)

Veranstalter:
IPNA/UFG/PRA

Öffentliche Veranstaltung, Gastvorlesung / Vortrag, Kolloquium / Seminar

Über Behinderung erzählen im Frühmittelalter

Vortrag von Cathrin Hähn (Landesarchäologie Bremen und Universität Bremen) im Rahmen des Forschungskolloquiums IPNA/UFG/PRA („Kränzli“), FS 2024.

In Grabbefunden finden sich häufig menschliche Überreste, an denen ‚Pathologien‘ nachgewiesen werden können, welche die Person zu ihren Lebzeiten beeinträchtigt haben. Lange hat die archäologische Forschung diesen biologischen Befunden den Begriff der ‚Behinderung‘ zugeschrieben und darauf soziale und kulturelle Eigenschaften moderner Behinderungsbegriffe projiziert. Aus auffälligen Grabbefunden und aus Einzelfällen wurden Schlussfolgerungen auf generell diskriminierenden Umgang mit Menschen mit Behinderung gezogen.

Auch im archäologischen Schreiben über Behinderung schien und scheint manches erlaubt, was in der heutigen Sprachpraxis als diskriminierend erachtet wird, zum Beispiel unreflektierte Begriffswahl oder reißerische Formulierungen. Das Beispiel des Erzählens über Behinderung zeigt, dass vermutlich Auto- und Heterostereotypien (Abgrenzung unserer modernen von der Gesellschaft des Frühmittelalters) auch für andere gesellschaftliche Themen in unserem Schreiben und Erzählen über das Frühmittelalter vorliegen.

Menschen mit Behinderung müssen „nicht als zu integrierende Minderheit, sondern als integraler Bestandteil der Gesellschaft verstanden werden“ (nach Waldschmidt 2005, https://bidok.uibk.ac.at/library/waldschmidt-modell.html) – dies ist für archäologisch Forschende als Erzähler*innen von ‚Behinderung‘ ebenso notwendig wie respektvolle Sprache.

Gäste sind herzlich willkommen!
Für Studierende besteht die Möglichkeit, für das Forschungskolloquium (LV 70814-01) einen Kreditpunkt zu erwerben.
Für Detailinformationen wenden Sie sich bitte an Claudia Gerling (claudia.gerling@unibas.ch).


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