Wer waren «die Phönizier»?
«Die Phönizier» sind allgegenwärtig im antiken Mittelmeerraum. Sie gelten unter anderem als erfahrene Seefahrer und Händler sowie als Erfinder und Verbreiter des Alphabets. Dieses Bild ist jedoch stark durch antike und moderne Fremdzuschreibungen geprägt. Da es kaum schriftliche Quellen in phönizischer Sprache gibt, beruhen die Darstellungen meist auf griechischen und römischen Texten, die die Phönizier als «die Anderen» konstruieren. Im 20. Jahrhundert kam es zu einer ideologischen und politischen Umdeutung der Phönizier: Sie dienten dazu, nationale Identität, Legitimität und Einheit in Nationen im Nahen Osten zu stiften.
In ihrem Projekt hinterfragt die Archäologin Dr. Pauline Maillard dieses fremdbestimmte Bild und die moderne Interpretation, die nicht der historischen Realität entspricht. Sie untersucht die materielle Kultur gemischter Gemeinschaften auf Zypern, die aus komplexen Migrationsmustern entstanden sind – insbesondere in der Stadt Kition (heute: Larnaka) – sowie die Wechselwirkungen zwischen zyprischen und levantischen Gruppen. Ihr Ziel ist es, einen neuen Ansatz zur Charakterisierung der Identitätsbildung durch archäologischer, sprachlicher und sozialer Spuren zu rekonstruieren und damit zu einer differenzierteren Wahrnehmung zu gelangen.
Pauline Maillard forscht derzeit an der Universität Fribourg. Sie untersucht die materielle Kultur im Mittelmeerraum und ist spezialisiert auf die Archäologie des antiken Zypern. Ihre Hauptinteressen gelten dabei die Untersuchung der Tonkunst sowie, im weiteren Sinne, die Geschichte der antiken materiellen Kultur und die anthropologischen Aspekte der Bildgestaltung in vernetzten Gesellschaften.
DIDO : Deconstructing Phoenician Identities on Cyprus : intergrated approaches to the material culture of entangled communities.
Universität Basel : April 2026 – März 2031
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