MAGIA

Mittelbronzezeit im Aargau: Interdisziplinär Ausgewertet
 

Zu Siedlungen der Mittelbronzezeit ist in der Schweiz und in Zentraleuropa im Vergleich zur Früh- und Spätbronzezeit bislang nur wenig bekannt – so wenig, dass dieser Zeitabschnitt (ca. 1600-1250 v.Chr.) bis vor Kurzem noch als «dark age» der jüngeren Urgeschichte bezeichnet wurde. Während die vorangehende Frühbronzezeit lange als wichtige Innovationsphase und die darauffolgende Spätbronzezeit als Phase kultureller Blüte galten, fiel der Mittelbronzezeit die Rolle eines unbedeutenden Intermezzos zu. Dies war zum einen der Seltenheit mittelbronzezeitlicher Fundstellen, zum anderen aber auch dem forschungsgeschichtlich- und erhaltungsbedingten Fokus der schweizerischen Bronzezeitforschung auf die Seeufersiedlungen geschuldet.

Dies ändert sich nun: Aufgrund der intensiven Bautätigkeit wurden in den letzten Jahren schweizweit und insbesondere im Kanton Aargau zahlreiche Fundstellen mit Überresten mittelbronzezeitlicher Siedlungen entdeckt. Parallel dazu erfuhr die Forschung zur Mittelbronzezeit auch in Zentral- und Westeuropa einen Aufschwung, so dass das ehemalige «dark age» mittlerweile als Zeit grossräumiger Transformationsprozesse gilt (u.a. intensive überregionale Vernetzung, Erschliessung neuer Siedlungsgebiete, leistungsstärkere Landwirtschaft). Die Hintergründe dieser tiefgreifenden Veränderungen sind allerdings noch weitgehend offen.

MAGIA wird somit einen wichtigen Beitrag zur wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit der Mittelbronzezeit in der Schweiz und in Europa leisten.
 

Gränichen-Lochgasse (AG)

Im Zentrum von MAGIA steht die mittelbronzezeitliche Siedlung Gränichen-Lochgasse (AG), von der von 2016 bis 2017 rund 10'000 m2 ausgegraben wurden. Mit Kehrsatz-Breitenacher (BE) ist sie die grösste mittelbronzezeitliche Siedlung der Schweiz. Gränichen-Lochgasse weist eine Vielzahl an (Keramik-)Funden und Befunden (u.a. Hausreste, Vorratsgruben) auf. Dank der modernen Grabungsdokumentation und der engmaschigen naturwissenschaftlichen Beprobung (Archäobotanik, Geoarchäologie) bildet die Fundstelle eine ideale Grundlage, um die Mittelbronzezeit in den Fokus der Forschung zu rücken.
 

Fragestellungen und Vorgehensweise

Das interdisziplinär zusammengesetzte Team von Forschenden der Universität Basel wird in Zusammenarbeit mit der Kantonsarchäologie Aargau eine breite Palette wissenschaftlicher Fragestellungen verfolgen: Die Funktionen und die Biographien der verschiedenen Befunde werden mit Hilfe einer Kombination von archäologischen, geoarchäologischen und archäobotanischen Untersuchungen rekonstruiert. Darauf aufbauend wird die Analyse der räumlichen Organisation der Siedlung erfolgen. Hierzu werden Aktivitätszonen bzw. Funktionsbereiche in der Siedlung identifiziert, aber auch soziale und rituelle Praktiken nachvollzogen. Schliesslich wird Gränichen-Lochgasse in den Kontext weiterer mittelbronzezeitlicher Siedlungen im (Aargau) gestellt.

Ein weiterer Schwerpunkt ist die Entwicklung einer regionalen Keramiktypochronologie anhand von Funden aus Gränichen und anderen Siedlungen aus dem Aargau. Das ist ein dringendes Desiderat der Bronzezeitforschung, das die bisher noch schwierige Datierung mittelbronzezeitlicher Fundstellen entscheidend verbessern wird.

Das Projekt läuft von 2018 bis 2024 und wird vom Swisslos-Fonds des Kantons Aargau finanziert.

Projektleitung:

Prof. Dr. Brigitte Röder
PD Dr. Philippe Rentzel
Thomas Doppler (Kantonsarchäologie Aargau)

Projektmitarbeitende:

Dr. David Brönnimann
Dr. Christian Maise
Dr. Marlu Kühn
M.A. Sophia Joray

Publikationen: