Die römische Nekropole Brugg-Remigersteig

Grabstein von Masxsimila Cassia und Heuprosinis (Foto Kantonsarchäologie Aargau, © Kanton Aargau)

Grabstein von Masxsimila Cassia und Heuprosinis (Foto Kantonsarchäologie Aargau, © Kanton Aargau)

Rituale und Praktiken am und im Grab

Die interdisziplinäre Auswertung der römische Nekropole Brugg-Remigersteig erfolgt im Rahmen des Forschungsfelds «Römische und frühmittelalterliche Nekropolen in Augusta Raurica, Basilia und Vindonissa. Grundlage der interdisziplinären Auswertung war eine durch ein Neubauprojekt am Remigersteig ausgelöste Notgrabung der Kantonsarchäologie Aargau in den Jahren 2012-2013. Auf einer unbebauten Fläche von 840 m2 wurde ein bisher unbekanntes römisches Gräberfeld freigelegt. Die Nekropole ist eine Fundstelle von internationaler Bedeutung, da in der Schweiz und weit darüber hinaus kein vergleichbar grossflächig dokumentiertes und derart exzeptionell erhaltenes Gräberfeld belegt ist. Die Anwendung von modernsten wissenschaftlichen Ausgrabungsstandards sowie die Berücksichtigung von gezielten Forschungsfragen bieten ein ausserordentlich grosses Untersuchungspotenzial. Aus diesem Grund wertet die Vindonissa-Professur in Kooperation mit der Kantonsarchäologie Aargau das Gräberfeld Brugg-Remigersteig in einem vom Swisslos-Fonds des Kantons Aargau mitfinanzierten interdisziplinären Forschungsprojekt aus.

Vindonissa ist einer der besterforschten Fundorte des Römischen Reiches. Der fortgeschrittene Forschungsstand betrifft jedoch vor allem das Legionslager, während die zugehörige Zivilsiedlung und die Gräberfelder erst in den letzten zwei Jahrzehnten in den Forschungsfokus gerückt sind, ganz wesentlich vorangetrieben durch die Vindonissa-Professur. In den letzten Jahren haben sich in der archäologischen Forschung zudem Isotopen-Analysen etabliert, die ganz neue Erkenntnisse zu Herkunft und Mobilität der Bevölkerung ermöglichen. Seit der letzten Auswertung eines grossen Gräberfeldes aus Vindonissa hat sich auch der Fokus der Gräberforschung verändert. Fragen zu Sozialhierarchien und ethnischen Zuweisungen sind weniger wichtig. Die Bedeutung von Gräbern als Informationsquellen für gesellschaftliche Praktiken steht im Vordergrund. Die Gräber am Remigersteig eignen sich hierfür ideal. Es lassen sich (Geschichten zu) Menschen fassen, die in den schriftlichen Quellen fehlen und zu denen der Wissensstand (in Vindonissa aber auch allgemein) weniger fortgeschritten ist als jener zu den römischen Soldaten.

Das Projekt wird über einen Zeitraum von 3.5 Jahren laufen. Die inhaltlichen Ergebnisse werden der Fachwelt zugänglich gemacht und einer breiten Öffentlichkeit vermittelt. Ausgehend von den wissenschaftlichen Erkenntnissen sollen methodische Ansätze evaluiert und entwickelt werden, die einen Beitrag zur Auswertungsmethodik von römischen Brandgräberfeldern sowie Hinweise zum optimalen Ressourceneinsatz bei künftigen Ausgrabungen und Auswertungen liefern. Im Vorfeld des hier beschriebenen Auswertungsvorhabens wurde eine vom Forschungsfonds der Universität Basel finanzierte Pilotstudie zu zwei Gräbern der Nekropole Brugg-Remigersteig an der Universität Basel durchgeführt.

Projektleitung

Projektmitarbeitende