Anne-Sophie Meyer

Natur und Krieg: Lucans Bellum Civile kontextualisiert

In seinem Epos über den Bürgerkrieg verzichtet Lucan bekannterweise auf die traditionelle Götterebene und dadurch auch auf eine in der epischen Dichtung übliche Möglichkeit, Motivationen und Deutungen des Geschehens zu vermitteln. Um diese jedoch trotzdem zu erteilen, entwickelt er neue Formen: Zu diesem Zweck bietet sich sein aussergewöhnliches Naturkonzept an. In der Tat erscheint die Natur in vielen verschiedenen Aspekten in der Pharsalia: Meteorologische Phänomene und Landschaftsbeschreibungen nehmen in der Erzählung viel Platz ein; aber auch die immer wieder auftretenden sachlichen Erklärungen für sonst unerklärbare Ereignisse, sowie die langen, lehrgedichtartigen Exkurse, die keine direkte Verbindung zur Geschichte zu haben scheinen, sind hier von Interesse.
Die zahlreichen Facetten der Natur – von denen einige hier genannt sind – in Lucans Epos und ihre Funktionen innerhalb verschiedener Erzählebenen zu untersuchen, soll den Kern meiner Arbeit bilden. Dabei soll auch der stoische Gehalt des Textes bestimmt werden, denn ich werde von der Hypothese ausgehen, dass Lucans Naturkonzept einen stoischen Ursprung hat, und dass Lucan als Vermittler dieses Wissens agiert; inwiefern dieses streng orthodox ist oder nicht – was in einem Epos wahrscheinlicher ist – soll ebenfalls geklärt werden.

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