Rainer Nutz (2014)
Zu den ökonomischen Grundlagen der Gesellschaftsstruktur in der 12. Dynastie
Schwerpunkte bilden: Eine Beschreibung und Diskussion der ökonomischen Grundstruktur für die Zeit des Mittleren Reiches, sowie die Bearbeitung der verfügbaren ökonomischen Quellen der 12. Dynastie vor dem Hintergrund der so erarbeiteten ökonomischen Grundstruktur.
Die ökonomische Grundlage der ägyptischen Kultur wird durch die Landwirtschaft gebildet. Sie erlaubte einerseits dank günstiger Voraussetzungen andererseits jedoch auch als Folge gezielter Massnahmen die Erwirtschaftung von beträchtlichen Überschüssen, die sich in der materiellen Kultur manifestieren.
Es ist also zu versuchen, sowohl bekannte Faktoren als auch zu schätzende Faktoren so miteinander zu verbinden, dass eine glaubwürdige ökonomische Basis beschrieben werden kann. Diese Faktoren stammen teils aus Ägypten selbst/aus ägyptischen Quellen, teils wird auf Faktoren aus anderen Gebieten und Zeiten zurückgegriffen werden müssen. Die verschiedenen Faktoren werden modellhaft miteinander verbunden. Durch Sensitivitätsanalysen sollte es zumindest teilweise möglich sein, das Zusammenwirken der verschiedenen Faktoren auf Plausibilität zu überprüfen.
Es besteht durchaus das Risiko, dass es sich als unmöglich erweist, die für das Mittlere Reich feststellbaren ökonomischen Faktoren zu einem homogenen und aussagefähigen Ganzen zu verbinden, sei es, dass zu wenig Faktoren gefasst werden können, sei es dass die Verbindung der erfassbaren Faktoren zu nur unzureichend auflösbaren Unstimmigkeiten führt.
Die Quellen des Mittleren Reiches bilden also zunächst eine wichtige Basis für die Suche nach ökonomisch auswertbaren Informationselementen, dann jedoch, in einer zweiten Phase, die Informationsbasis, die vor dem Hintergrund des ökonomischen Grundbildes mit "einer neuen Brille" zu lesen bzw. zu interpretieren ist.