Zur Geschichte des Collegium Beatus Rhenanus
Die Ebene am Oberrhein ist ein einheitlicher Kulturraum seit neolithischer, erst recht seit keltischer und provinzialrömischer Zeit und war dies in ganz besonderem Masse in der Epoche des Humanismus im 15. und 16. Jahrhundert. Symbolisch dafür steht Beatus Rhenanus, der 1485 in Schlettstadt / Sélestat geboren nach Studien in Strassburg und Paris abwechselnd in Basel und Schlettstadt tätig gewesen ist. So lag es nahe, ihn als Namenspatron für einen Forschungsverbund zu wählen, der im Rahmen des Hochschulverbundes EUCOR die altertumswissenschaftlichen Institute der Universitäten Basel, Freiburg i. Br., Mulhouse und Strasbourg zunächst mit den fachlichen Schwerpunkten in römischer Geschichte und provinzialrömischer Archäologie zusammenschliessen sollte. Zu den Heroes Ktisteis der mit Statut vom 27. November 1997 erfolgten Gründung des Collegium Beatus Rhenanus (CBR) zählten Marianne Coudry, Jean-Michel David, Marie-Laure Freyburger, Hans-Joachim Gehrke, Hans Ulrich Nuber und der Unterzeichnete, aber auch die damals noch zum wissenschaftlichen Nachwuchs zählenden Michel Humm, Thomas Späth und Eckhard Wirbelauer.
Der Forschungsverbund konkretisierte sich sogleich in trinationalen Ausgrabungen in Oedenburg (Biesheim/Kunheim) im Elsass unter der Leitung von Michel Reddé. Sie haben sehr erfolgreich die Geschichte des wichtigsten Platzes zwischen Basel und Strassburg am Rhein der Römerzeit von den Anfängen im 1. Jahrhundert n. Chr. bis in die Spätantike aufgehellt. Eine bis heute fortdauernde Reihe von mehrjährigen historisch-philologischen Projekten zur römischen Geschichte begann mit ‘L’invention des grands hommes de la Rome antique’ (hrsg. von M. Coudry und Th.Späth, Paris 2001) und ‘Visions grecques de Rome’ (hrsg. von M.-L. Freyburger und Doris Meyer, Paris 2007). Die Ergebnisse der weiteren Zusammenarbeit sind im Rahmen der 2009 gegründeten ‘Schriftenreihe CBR’ veröffentlicht worden. Die grenz- und sprachübergreifende Zusammenarbeit – bis heute: deutsch-französisch, (fast) nie englisch! – hat alle Beteiligten die wechselseitigen Forschungstraditionen sehr viel besser verstehen lassen.
Mit dem Studienjahr 2006/7 wurde ein Trinationaler Master in Altertumswissenschaften (TMA) eingeführt, der es den Studierenden der beteiligten Universitäten ermöglicht, breite transdisziplinäre Kompetenzen in einem Studium in deutscher und französischer Sprache zu erwerben. Im Zusammenhang damit konnte sich auch das CBR durch den Beitritt nahezu sämtlicher anderer altertumswissenschaftlicher Institute zu einem umfassenden Verbund am Oberrhein erweitern. Seit dem 15. Juni 2012 findet regelmässig jeweils im Sommer für alle Beteiligten eine Journée d’étude statt mit Berichten zu aktuellen Forschungen, gewöhnlich zu einem bestimmten Thema.
Nach einem sehr erfolgreichen ersten Vierteljahrhundert ist dem CBR eine weitere gedeihliche Arbeit in multos annos ebenso sehr zu erhoffen wie zu wünschen.
Jürgen von Ungern-Sternberg, Januar 2024
Präsidium des CBR
1997–2000 Jürgen von Ungern-Sternberg, Basel
2000–2002 Marie-Laure Freyburger, Mulhouse
2002–2004 Hans-Joachim Gehrke, Freiburg i. Br.
2004–2006 Anne Jacquemin, Strasbourg
2006–2008 Jürgen von Ungern-Sternberg, Basel
2008–2010 Marianne Coudry, Mulhouse
2010–2012 Ralf von den Hoff, Freiburg i. Br.
2012–2014 Eckhard Wirbelauer, Strasbourg
2014–2016 Henriette Harich-Schwarzbauer, Basel
2016–2018 Maria Teresa Schettino, Mulhouse
2018–2020 Astrid Möller, Freiburg i. Br.
2020–2022 Michel Humm, Strasbourg
2022–2024 Brigitte Röder, Basel