Exkursion in den Iran 2019

Reiseroute

 

Die Fachbereiche der Klassischen Archäologie, der Vorderasiatischen Altertumswissenschaft und der Ägyptologie haben vom 18. April bis zum 2. Mai 2019 eine Exkursion in den Iran durchgeführt.

Wegen schwerer Unwetter und Überschwemmungen in der ersten Aprilhälfte im Süden und Westen des Iran, die u. a zahlreiche Menschenleben forderten, war es bis kurz vor der Abreise ungewiss, ob wir die Reise überhaupt würden antreten können. Aufgrund von beruhigenden Informationen aus dem Iran entschieden wir uns am Wochenende vor der Abreise dafür, die Reise doch durchzuführen, allerdings unter Umgehung der von den Unwettern besonders schwer betroffenen Gebiete in den Provinzen Khouzistan und Lorestan. Wir nahmen dafür einen längeren Umweg in Kauf, der indes mit dem Besuch der im ursprünglichen Programm nicht vorgesehenen Stadt Isfahan belohnt wurde. Bei unserer Ankunft im Iran waren die Unwetter glücklicherweise vorbei und das Land stattdessen von blühender Vegetation überzogen.

Ziel unserer Reise waren die Denkmäler der iranischen Grossreichszeit unter den Dynastien der Achämeniden, der Arsakiden und der Sasaniden (ca. 530 v. Chr.–650 n. Chr.), die sich vorab im südlichen und westlichen Teil des Landes konzentrieren. Entlang dieser Denkmäler haben wir die Reiseroute geplant, die von Shiraz in der Provinz Fars über Firuzabad und Kazerun nach Izeh und über das Zagros-Gebirge hinweg nach Isfahan und weiter über Bisotun und Hamadan nach Teheran führte. Insgesamt haben wir 3600 km zurückgelegt. Auf der Reise wurden wir von zwei sich ablösenden iranischen Reiseleitern begleitet. Nicht zuletzt dank ihrer Unterstützung war die Reise trotz des intensiven Programms ein in jeder Beziehung überwältigendes Erlebnis und alle TeilnehmerInnen waren tief beeindruckt von der kulturellen Vielfalt und landschaftlichen Schönheit des Landes.

Der Exkursion war eine sorgfältige Vorbereitung im Rahmen einer gemeinsamen Lehrveranstaltung im Herbst 2018 und eines Seminars im Frühling 2019 vorausgegangen. Die Studierenden waren somit bestens auf die für die meisten doch fremden Kulturen vorbereitet und haben in durchwegs ausgezeichneten Referaten die Denkmäler vor Ort präsentiert. Neben den berühmten Residenzen und Grabanlagen der Achämeniden und Sassaniden in der Umgebung von Pasargadae und Persepolis standen zahlreiche weitere Befestigungs- und Siedlungsreste (etwa um Firuzabad, Bishapur, Bisotun usw.) auf dem Programm wie auch einige vermutlich frühere Befunde wie etwa die Lehmziegelbefestigung von Tepe Nush-e-Jan. Ein Schwerpunkt wurde auf die berühmten Felsreliefs der elamischen, achämenidischen, parthischen und sasanidischen Zeit gelegt, die sich über den gesamten Südwesten des Iran verteilen und sich teilweise in schwer zugänglichem Gelände von Schluchten oder auf Felskuppen befinden.

Damit ist bereits gesagt, dass die Reise an Höhepunkten reich war. Im Dareios-Palast von Persepolis zu stehen und sich dabei der enormen räumlichen Distanz nach Athen bewusst zu werden, ist für jede/n klassische/n Archäolog/in eine einschneidende Erfahrung. Ebenso beeindruckend war es für die Ägyptologinnen und Ägyptologen, im Museum von Teheran vor der berühmten Dareios-Statue aus Susa zu stehen, die mit ägyptischen Hieroglypen-Inschriften überzogen ist und womöglich ursprünglich in Ägypten selbst aufgestellt war. Dank der persönlichen Kontakte von Prof. Jacobs erhielten wir ausserdem die Gelegenheit, das berühmte Felsrelief des Dareios von Bisotun, das hoch über dem Tal an einer Felswand angebracht ist, über das ‘normalen’ Besuchern nicht zugängliche Baugerüst von nahem in all seinen Details zu betrachten. Gleichermassen war es dank einer Ausnahmegenehmigung der örtlichen Behörden und unter ihrer kundigen Führung durch das steile Gelände möglich, die in einer in den Felsen geschlagenen Kammer angebrachten sasanidischen Felsreliefs von Taq e-Bostan aus nächster Nähe zu betrachten.

Neben den Denkmälern der Antike hatten wir wiederholt Gelegenheit, auch den modernen Iran kennenzulernen, vornehmlich in den Städten Shiraz, Isfahan, Kermanshah und Teheran. Dabei besuchten wir neben Moscheen und islamischen Heiligtümern auch Paläste, alte Häuser und Gartenanlagen der safawidischen und jüngerer Epochen (16.-19. Jh.). Obschon die Zeit viel zu kurz war, haben uns diese Besuche ein zumindest vordergründiges Gefühl für den kulturellen Reichtum des Landes bis in die Neuzeit vermittelt.

Es war uns dabei stets bewusst, dass wir uns in einem Land bewegten, dessen jüngste Geschichte von schweren politischen und militärischen Konflikten, von religiösem Extremismus und politischer Repression geprägt war und noch immer ist. Ein Land, das widersprüchlicher und ambivalenter kaum sein könnte. Auf unserer Reise haben wir von dieser Kehrseite des iranischen Alltags allerdings nur wenig bemerkt, gleichwohl war sie allen Reisenden stets bewusst.

Die Iran-Reise gehört ohne Zweifel zu den bemerkenswertesten Exkursionen, die die Basler Altertumswissenschaften in den vergangenen Jahren durchgeführt haben. Sie hat das Verständnis der Studierenden (und Dozierenden) für die mit den Mittelmeerkulturen in Dauerkonflikt, aber auch in engem kulturellem Austausch stehenden östlichen «Nachbarn» geschärft und sie für die historische und kulturelle Dimension der Wechselbeziehung zwischen Ost und West von der Archaik bis in die Spätantike sensibilisiert. Zu sehen, wie griechische und römische Einflüsse die Repräsentationskunst der Achämeniden, Parther und Sasaniden beeinflusst haben (z.B. Apadanareliefs in Persepolis, Mosaiken in Bishapur, Triumphalsymbolik in Taq e-Bostan) und wie umgekehrt orientalische Sitten und Gebräuche die griechische und römische Welt inspiriert haben, etwa im Bereich des Tafel- oder Textilluxus, und sich dabei die enorme geographische Distanz zu vergegenwärtigen, die zwischen den Machtzentren lag, hat bei den Exkursionsteilnehmerinnen und -teilnehmern zu einer grundlegenden Verschiebung der kulturellen Perspektive auf die Antike geführt, die hoffentlich noch lange nachwirken wird, auch über den bevorstehenden Wegfall der Vorderasiatischen Altertumswissenschaft an der Universität Basel hinaus.

Wir danken, auch im Namen der Studierenden, den unterstützenden Stiftungen sehr herzlich dafür, dass Sie uns mit Ihrer finanziellen Unterstützung diese einmalige Reise ermöglicht haben.                 

Fotostrecke Iran-Exkursion