Zeitliche und fachliche Schwerpunkte

Der Fachbereich Ur- und Frühgeschichtliche und Provinzialrömische Archäologie hat einen breiten zeitlichen Fokus:

Das Lehrangebot umfasst die Epochen vom Neolithikum bis zum Frühen Mittelalter.

Veranstaltungen zum Paläolithikum werden von der Integrativen Prähistorischen und Naturwissenschaftlichen Archäologie angeboten, wo auch weitere Veranstaltungen zum Neolithikum besucht werden können.

Die Römische Epoche wird von den Dozierenden der Vindonissa-Professur abgedeckt.

Für die Mittelalter- und Neuzeitarchäologie besteht eine Kooperation mit dem Institut für Archäologie und mittelalterliche Kunstgeschichte der Universität Zürich, so dass dort besuchte Veranstaltungen auch in Basel angerechnet werden.

Die aktuellen Forschungsschwerpunkte der Ur- und Frühgeschichte liegen im Bereich der Sozial-, Geschlechter- und Kindheitsgeschichte und bei der Auswertung des spätlatènezeitlichen Fundplatzes Basel-Gasfabrik. Darüber hinaus findet Forschung auch zum südfranzösischen Neolithikum sowie in den Qualifikationsarbeiten statt.

Ur- und Frühgeschichte ist eine Geschichtswissenschaft, die sich mit den Menschen, ihrer Lebensweise und Umwelt sowie ihren Kulturen in schriftlosen und schriftarmen Epochen beschäftigt. Ihre wesentlichen Quellen gewinnt sie durch Ausgrabungen. Das Besondere der Ur- und Frühgeschichte im Vergleich zu anderen archäologischen, historischen und kulturwissenschaftlichen Disziplinen liegt in drei Eigenheiten:

1. Die grosse Spanne der hier behandelten Zeit: von den Anfängen der Menschheitsgeschichte bis zum Frühen Mittelalter. Dies ermöglicht epochenübergreifende Vergleiche und die Beobachtung langfristiger Veränderungen.

2. Der weite zeitliche und geographische Fokus erlaubt Einblicke in die kulturelle Vielfalt menschlicher Gesellschaften.

3. Die Quellen der Ur- und Frühgeschichte sind in erster Linie Überreste der materiellen Kultur, die sehr konkrete Einblicke ins Alltagsleben ermöglichen.

In Basel liegt der räumliche Fokus auf der Schweiz und ihrem weiteren geographischen Umfeld.

Die Provinzialrömische Archäologie beschäftigt sich mit archäologischen Funden und Befunden in den römischen Provinzen; sie arbeitet mit ähnlichen Methoden wie die Ur- und Frühgeschichte. Mit ihrem Fokus auf der materiellen Kultur liefert sie Erkenntnisse über Themenbereiche, die in den vorhandenen Schriftquellen nur wenig oder überhaupt nicht behandelt werden. Dazu gehören beispielsweise das Alltagsleben sowie der Wandel und die Persistenz von Traditionen der einheimischen Bevölkerung. Fachgeschichtlich bedingt liegt der geographische Schwerpunkt bei den Nordwest-Provinzen. In Basel werden vor allem die Schweiz und ihr weiteres geographischen Umfeld behandelt.

Die Provinzialrömische Archäologie ist an der Universität Basel im Rahmen der Vindonissa-Professur vertreten, die von Prof. Dr. Peter-Andrew Schwarz besetzt ist.

Gegenstand der Mittelalter- und Neuzeitarchäologie sind in erster Linie archäologische Funde und Befunde aus dem Hoch- und Spätmittelalters und der Neuzeit. Ihre Hauptquellen sind Bodenfunde und Baubefunde, die sie im Rahmen von Ausgrabungen und Bauuntersuchungen gewinnt bzw. untersucht. Darüber hinaus bezieht die Mittelalter- und Neuzeitarchäologie auch Schrift- und Bildquellen in ihre Forschung ein. Methodisch ist dieser Fachbereich mit der Ur- und Frühgeschichte verwandt, arbeitet darüber hinaus aber auch mit Methoden der Kunst- und Architekturgeschichte. Das von der Mittelalterarchäologie generierte Wissen stellt somit eine wertvolle Ergänzung zu den Erkenntnissen dar, die allein auf der Basis von Schriftquellen gewonnen werden können.

Für die Mittelalter- und Neuzeitarchäologie besteht eine Kooperation mit dem Institut für Archäologie und mittelalterliche Kunstgeschichte der Universität Zürich, so dass dort besuchte Veranstaltungen auch in Basel angerechnet werden.

Sozial-, Geschlechter-und Kindheitsgeschichte sind Themenbereiche, die bisher kaum in die archäologische Grundausbildung eingebunden waren und folglich auch in der Forschung eher eine Randposition einnahmen. Dieser Marginalisierung in der Forschung steht ein grosses gesellschaftliches Interesse an sozial- und geschlechtergeschichtlichen Fragen zur Ur- und Frühgeschichte gegenüber, welche das Fach bisher kaum beantworten kann.

Im Rahmen des Schwerpunkts Sozial-, Geschlechter- und Kindheitsgeschichte wird in Basel eine interdisziplinär ausgerichtete Grundlagenforschung betrieben, in der Theoriebildung und Methodenentwicklung zentrale Ziele darstellen. Die Ergebnisse werden fortlaufend in die Lehre integriert.